Der Berliner Volkswirt und
Gesellschaftskritiker Bernd Senf führt die heutige Bevölkerungsexplosion nicht
auf den medizinischen Fortschritt zurück, sondern auf die systematische
Ausrottung des ursprünglich weit verbreiteten Wissens der Frauen um natürliche
Empfängnisverhütung sowie die systematische Kanalisierung der Sexualität allein
zum Zweck der Fortpflanzung, bei gleichzeitiger Verteufelung lustbetonter
Sexualität, die nicht in Zeugung mündet. Urheber dieses systematischen
„Zuchtprogramms“ war die Kirche, das Mittel zur Durchsetzung war die
Hexenverfolgung und Vernichtung der weisen Frauen.
Die Hexen früherer
Jahrhunderte waren nicht die bösen alten Frauen, die uns in Märchen vermittelt
werden, sondern „weise Frauen“ mit einem großen, durch mündliche Überlieferung
weitergegebenen Erfahrungswissen über Krankheiten und Heilung sowie über Fragen
der Sexualität, Empfängnisverhütung, Schwangerschaft und Geburt. Sie waren die
Trägerinnen einer Volksmedizin auf der Grundlage von Naturheilverfahren
einschließlich lebensenergetischer Methoden. Ihre Lebensbejahung und
Lustbetonung drückte sich auch in ihren ekstatischen Ritualen und Festen aus.
Diese „Hexen“ fühlten sich
verbunden mit der fließenden Lebensenergie, hatten vielfach eine starke
sexuelle Ausstrahlung und konnten sich mit der kosmischen Energie verbinden,
die sie die „Große Göttin“ nannten, und diese Energie auf andere heilend
einwirken lassen. Sie lebten eine Form der Spiritualität, wie sie in den
erstarrten und männerdominierten Strukturen der Kirche nicht mehr möglich war.
Ihre Weisheiten ermöglichten
es den Frauen, über ihren Körper, über Zeugung, Schwangerschaft und Geburt
selbst zu bestimmen und nur dann Kinder zu empfangen oder auszutragen, wenn sie
es wollten. Das hing auch davon ab, ob für das Kind eine materielle
Existenzgrundlage und ein menschenwürdiges Leben zu erwarten waren. Boten sich
nur Hunger, Armut, Ausbeutung und Unterdrückung als Perspektiven, hatten sie
keine Motivation, Kinder in die Welt zu setzen (Senf).
Die Frauen besaßen -
verbreitet über die ganze Welt - ein Wissen um die Wirksamkeit bestimmter
Pflanzen, die eine Empfängnis verhüteten. So konnten sie ihre Sexualität ohne
ständige Angst vor unerwünschter Schwangerschaft ausleben. In Europa war dieses
Wissen bereits im Mittelalter unter dem Einfluss der Kirche tabuisiert und in
den Untergrund abgedrängt worden, wo es von den Hexen gehütet und an andere Frauen
weiter gegeben wurde.
Mit der Verfolgung und
Vernichtung der Hexen schlug die Kirche gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.
Der Beginn der systematischen Hexenverfolgung fällt in eine Zeit der
Hungerkatastrophen, Wirtschaftskrisen und der großen Pest Mitte des 14. Jahrhunderts.
Damals ging die Zahl der leibeigenen Bauen drastisch zurück, und damit die
Reichtumsquelle für den Adel. Die Frauen auf dem Land zeigten immer weniger
Neigung, Kinder in die Welt zu setzen. Nun war der größte Grundbesitzer die Kirche,
die ihre ökonomische Machtposition immer mehr dahinschwinden sah. Also dachten
sich die Kirchenväter eine Strategie aus, wie sie die Frauen zwingen konnten,
möglichst viele Kinder in die Welt zu setzen, um die Ausbeutungsquelle
menschlicher Arbeitskraft auf dem Land zu regenerieren.
1484 entstand die sogenannte
„Hexenbulle“ von Papst Innozenz VIII, die kirchenrechtliche Grundlage für die
Verfolgung der Hexen. Ihr folgte 1487 der „Hexenhammer“ der Dominikanermönche
Sprenger und Institoris. Aus beiden Dokumenten ging
der Zweck der Hexenverfolgung unmissverständlich hervor. Sie richtete sich
direkt gegen die Kenntnisse und Fähigkeiten der Hexen im Bereich von
Empfängnisverhütung, Abtreibung und lustbetonter Sexualität. Die Anwendung
entsprechenden Wissens wurde kriminalisiert und mit dem Tode bestraft.
Die Sexualität wurde auf den
Geschlechtsverkehr zwischen Ehepartnern reduziert. Alle Formen, die nicht in
die Aufzucht von Nachwuchs mündeten, wurden zur Unzucht erklärt und ebenfalls
mit dem Tode bestraft. Die entsprechenden Gesetze wurden später vom Kaiser und
Feudalstaat übernommen, die das gleiche Interesse hatten wie die Kirche. Auch
das spätere Bürgertum im beginnenden Kapitalismus besaß großes Interesse an
einer wachsenden Bevölkerung, um eine zunehmende Zahl von Lohnabhängigen und
billigen Soldaten für die kolonialen Eroberungen zu erhalten.
Selbst die kirchliche
Reformation war sich in Sachen Hexenverfolgung mit dem Papst einig und hat
unter Luther diesen Massenmord an Frauen mitgetragen. Beide Kirchen haben bis
heute dieses finstere Kapitel ihrer Geschichte nicht aufgearbeitet oder
offiziell eingestanden, geschweige denn sich für einen einzigen dieser
Millionen Morde entschuldigt. Es wird wohl weitere Jahrhunderte dauern, bis es
zu einem Schuldeingeständnis der Kirchen und zu einer offizieller
Rehabilitierung kommt, vermutet Senf.
Um die Hexen als solche zu
identifizieren, setzte die Inquisition Heerscharen von Männern ein, welche die
Bevölkerung zur Bespitzelung und Denunziation aufforderten und für jede Meldung
einer Hexe Kopfgeld zahlten. Die Denunziation von Frauen wurde zu einem
blühenden Geschäft. Sofern die Hexen vermögend waren, bereicherte sich die
Kirche an ihrem Vermögen. Für eine Denunziation genügte der leiseste Verdacht.
Die Inquisition führte dann ihre Hexentests durch und untersuchte die Frauen
auf sogenannte Teufelsmale, ähnlich den Muttermalen.
Die verdächtigte Frau musste
sich vor den Augen der Inquisitoren entblößen, wurde überall rasiert und ihre
Vagina abgetastet. Danach folgten die Nagelprobe und der Wassertest. Ihr Körper
wurde hundertfach mit langen Nägeln durchstochen, um eine Stelle zu finden, die
nicht blutete. Fand man eine, war sie als Hexe überführt und wurde auf dem
Scheiterhaufen verbrannt. Im Wassertest wurde sie gefesselt ins Wasser
geworfen. Frauen, die sich irgendwie befreien konnten, waren mit dem Teufel im
Bund und wurden verbrannt. Die anderen ertranken. „Im Zweifel gegen die Angeklagte“
lautete die Devise.
Für die Inquisitoren, die
dem Zölibat unterlagen, boten die Hexenverfolgungen ein willkommenes Ventil zum
Abreagieren ihrer aufgestauten und ins Sadistische pervertierten Sexualität
(Senf). Eine ähnliche Funktion hatten die öffentlichen Hexenverbrennungen für
die Menschenmassen, deren lustvolle Sexualität als Unzucht verdammt worden war
und nun in destruktiver Entladung ein Ventil finden konnte.
Ein weiterer Aspekt waren
die Folterungen, um den Hexen ein Geständnis abzuringen und sie zur
Denunziation anderer Frauen zu zwingen. Ihnen wurden die Glieder
auseinandergezerrt und aus dem Leib gerissen sowie andere Grausamkeiten verübt,
bis sie zu Tode gequält waren. An ihren aufgeschnittenen Körpern studierten die
Männer, wie der menschliche Körper von innen aufgebaut ist. Dies war der Beginn
der Anatomie: Im Zuge des aufkommenden mechanistischen Weltbildes suchte man
die Ursachen von Krankheiten analytisch im Zerstückeln des Körpers.
Nachdem das Wissen der Hexen
um die Funktionen von Sexualität und Lebensenergie sowie die daraus
resultierenden Heilungsmethoden ausgerottet waren, war auch das ganzheitliche
Verständnis von Krankheiten gestorben. Die Folge der anschließenden
mechanistischen, analytischen Suche nach Krankheitsursachen in den Einzelteilen
führte zu einem katastrophalen Gesundheitszustand der Bevölkerung, zu hohen
Zahlen von tödlichen verlaufenden Schwangerschaften und Totgeburten sowie einer
sehr hohen Säuglingssterblichkeit.
Mit der Ausrottung der
Hebammen gingen die Schwangerschaftsbetreuung und Geburtshilfe immer mehr auf
Männer über, die davon nicht die geringste Ahnung hatten. Frauen wurden ganz
abgedrängt oder in untergeordnete Hilfsdienste verwiesen. Nachdem die
natürliche Selbstregulierung des weiblichen Körpers zerstört war, spielten sich
ihre Zerstörer als Retter und Helfer auf, und die Opfer waren ihnen auch noch
dankbar dafür (Bernd Senf).
Die Hexenverfolgung hatte
zwar Millionen von Opfern unter den Frauen gefordert, trieb aber andererseits
die Kinderzahl der überlebenden Frauen derart in die Höhe, dass ein
exponentielles Bevölkerungswachstum eingeleitet wurde. Die daraus resultierenden
sozialen Probleme wurden mit Gewalt aus der Welt geschafft, indem z.B.
Arbeitslose massenhaft umgebracht wurden, die als Bettler, Diebe oder
Vagabunden zu überleben suchten (Senf). Trotz Überbevölkerung, Armut und
Hungersnöten gab es bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts keine wesentliche
Sexualreform oder Geburtenregelung.
Der Überdruck der
Bevölkerungsexplosion drängte in Form von Auswanderungswellen in die übrige
Welt. Dort lebten aber bereits Menschen anderer Rassen und Hautfarben, so dass
es einer Herrschaftsideologie bedurfte, die es rechtfertigte, diese als
Untermenschen zu unterwerfen, auszubeuten und ihren Widerstand mit Gewalt zu
brechen. Die Kirche gab zu allen Völkermorden und Versklavungen ihren Segen und
schickte ihre Missionare in alle Welt, um der Kolonialisierung den Weg zu
ebnen. Noch vorhandene Naturreligionen und sexualbejahende Lebensweisen wurden
als heidnisch und unmoralisch vernichtet.
Nach wie vor reist der Papst
in die Dritte Welt und erklärt Empfängnisverhütung zu einer kardinalen Sünde.
Die Kirche macht sich damit weiter mitschuldig an unglaublichem menschlichen
Elend, klagt Senf. Wie andere patriarchale Religionen
ist auch der christliche Glaube mechanistisch durch Leid und Unterdrückung
geprägt statt durch Lust, Lebensfreude und selbstbewusste Entfaltung.
Anstatt das Göttliche in
sich und in der Natur wahrzunehmen, statt sich durch Sexualität und Kreativität
mit der kosmischen Lebensenergie verbunden zu fühlen, unterwirft man sich einem
strafenden Gott im Jenseits. Die direkte sinnliche Erfahrung des Göttlichen am
eigenen Leib wurde von der Kirche zerstört. Ebenso die sinnliche Erfahrung der
heilenden und liebenden Kraft der Lebensenergie in sich selbst und in der Natur
(Senf).
Aufgrund
aktueller Enthüllungen über pädophile Priester, die
fast ausschließlich Knaben sexuell missbrauchen, bietet sich die priesterliche
Homosexualität als zusätzliche Erklärung für die Frauenverbrennungen an.
Der
Historiker
Karlheinz Deschner schrieb: "Nach intensiver
Beschäftigung mit der Geschichte des Christentums kenne ich in Antike,
Mittelalter und Neuzeit, einschließlich und besonders des 20. Jahrhunderts,
keine Organisation der Welt, die zugleich so lange, so fortgesetzt und so
scheußlich mit Verbrechen belastet ist wie die christliche Kirche.“
Weitere
Anschuldigungen der Kirche aus Wikipedia:
-
Millionen verbrannter Frauen europaweit. Aus dem "Lexikon sociologicus": Hexenverbrennungen waren besonders
gegen solche Frauen gerichtet, die - nach heutiger Ansicht - (z. B. als
Hebamme) über Empfängnisverhütung Bescheid wussten und damit für weltliche
Herrschaft und Kirche, denen an Bevölkerungsvermehrung gelegen war, gefährlich
waren. Zum Teil wurden auch Männer, Kinder und Tiere wegen "Hexerei"
verbrannt.
-
Gewaltsame Verbreitung des Glaubens, systematische Auslöschung bestehender
Kulturen (Verbrennen, Ausradieren, Verfälschen alter Schriften und
Kulturinhalte durch Mönche und Priester). Jahrhunderte lang wurde Missionierung
- als Bestandteil des Kolonialismus - mit Kreuz und Schwert betrieben. In Afrika
und Amerika maßte man sich an, Menschen zu "guten Christen" zu
erziehen. Viele Völker überstanden den Verlust ihrer "primitiven"
Kultur und Religion nicht.
-
Millionenfache Menschenopfer durch Missionierung. Universität Bremen: Die
Christianisierung z.B. der äußerst widerständigen Sachsen durch Karl den Großen
wurde mit größter Härte durchgeführt und erforderte 4.500 Hingerichtete. Zur
besseren Missionierung wurde Zehntausende mit Frauen und Kindern zwangsdeportiert.
-
Blindwütiges Gemetzel während der Kreuzzüge, nicht nur gegen die "Ungläubigen",
auch jüdische und christliche Städte und Dörfer wurden dem Erdboden gleich
gemacht.
-
Ausrottung ganzer Völker im Namen Gottes: Größter Genozid der Weltgeschichte an
den amerikanischen Ureinwohnern (60 Millionen ermordete Indianer).
-
Unterstützung von Terror-Regimes und Militär. Noch die deutsche Wehrmacht
betrieb Krieg gegen andere Völker mit dem berüchtigten "Gott mit
uns". Die Vernichtung der jüdischen Ethnie und
Religion durch Vergasen war geplant und wurde nur durch das Kriegsende
gestoppt.
-
Raffen und Horten von Reichtümern. Aus "Deschner,
Kriminalgeschichte des Christentums": Die Kirche erwarb ihre Reichtümer
durch Betrug, Ausbeutung, Erbschleicherei, Urkundenfälschung. Manche Klöster
waren regelrechte Fälscherwerkstätten. Sie hielten Leibeigene, uneheliche
Kinder wurden zu Kirchensklaven gemacht, ihre Freilassung war verboten. Das
Vermögen aller verbrannten Menschen wurde konfisziert, ihre Familien dem Elend
überlassen.
-
Heute: Kontakte zur Mafia, unaufgeklärte Morde. Papst Johannes Paul II wurde
mit 93 Millionen in einer Liste der Reichsten an der Börse geführt. Das dürfte
aber nur ein ganz kleiner Teil des vatikanischen Vermögens sein, dazu gehören
noch Aktien bei Erdölgesellschaften, Rüstungskonzernen, Kraftwerken, Zinngruben,
Gummifabriken, Stahlunternehmen, Eisenbahnlinien, Banken u.v.a. auf der ganzen
Welt.
-
Der beispiellose Krieg gegen Frauen. Sie wurden nicht nur als "Hexen"
verbrannt, als satanisch verteufelt ("das Weib ist böse"), ihr Wirken
als Prophetinnen, Jüngerinnen und Apostelinnen aus
der Geschichte getilgt, sondern werden heute noch gedemütigt und unterdrückt
durch Zölibat (ein Priester berührt keine Frauen) und Zuweisung der niedrigsten
Arbeiten in der Kirche (Putzen).
Doch
wie sieht es mit der geistigen Botschaft aus?
-
Wieso wurde das weibliche Prinzip völlig aus der Gottheit verdrängt? Warum
besteht Gott seit 2.000 Jahren aus einer Trinität von drei Männern: Vater, Sohn
und einem männlich interpretierten Geist?
-
Wie konnte das soziale Anliegen eines Jesus von Nazareth, der die Situation von
Frauen und anderen Unterdrückten verbessern wollte, derart drastisch ins Gegenteil
verkehrt werden?
-
Ist die heutige Kirche ein Ausdruck des Machtwechsels von neolithischen matriarchalen Strukturen zur patriarchalen
Männerherrschaft? Repräsentiert sie den männlichen "Willen zur Macht"
im Sinne von Nietzsche?
-
Kann die Kirche uns heute noch spirituelle Inhalte liefern, die glaubwürdig
sind und auch von weiblichen Menschen akzeptiert werden können?
-
Oder kann sie sich damit begnügen, nicht-reflektierende Mitläufer
einzuschüchtern mit der Drohung, ohne die Kirche nicht die ewige Seligkeit zu
erlangen?
-
Wieso muss eigentlich der Zugang der Menschen zu Gott durch Priester vermittelt
werden? Wird dadurch nicht dieser Kaste erst die Macht verliehen, die sie missbraucht?
-
Wie halten es andere Religionen wie Buddhismus und Hinduismus? Propagieren sie
nicht den persönlichen Zugang jedes Menschen zu Gott in ihrem Inneren?
-
Zeigt die Tiefenpsychologie nicht die Möglichkeit individueller Teilhabe am
kollektiven Bewusstsein?
März 2012
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