FREIHEIT oder Determination?
Ist unser Leben vorbestimmt und der freie Wille nur eine
Illusion?
Trifft das Gehirn Entscheidungen, bevor das Problem in unser
Bewusstsein dringt?
Sind wir durch Instinktprogramme gesteuert und dem
"Schicksal" hilflos ausgeliefert?
Oder können wir die Verantwortung für unser Handeln übernehmen?
Wir fühlen uns dann frei, wenn wir das tun können, was wir
wollen. Die Willensfreiheit besteht aus dem Gefühl, dass wir und niemand sonst
die Verursacher unserer Handlungen sind. Wir sind überzeugt, dass wir auch
anders handeln könnten, wenn wir nur wollten. Entsprechend fühlen wir uns für
unser Handeln verantwortlich und akzeptieren, dass wir für etwaige Folgen
aufkommen müssen. In der Natur dagegen sehen wir nur kausale Ursachen- und
Wirkungszusammenhänge, keine Freiheit. Der freie Mensch steht offenbar
außerhalb des Naturgeschehens.
Die Gehirnforschung gelangt jedoch zu anderen Ergebnissen.
Danach lenken uns die Instinktprogramme durch Belohnung und Strafe in Form von
Gefühlen und Affekten. Wenn wir unserer Programmierung folgen, bekommen wir
"gute" Gefühle wie Glück und Zufriedenheit. Handeln wir jedoch gegen
unsere Instinkte, bekommen wir ein "schlechtes Gewissen", Reue oder
fühlen uns minderwertig. Wir handeln nur gefühlsmäßig "moralisch",
aus einer Art Kosten-Nutzen-Erwägung heraus, z.B. wenn wir von anderen geliebt
werden wollen.
Das Limbische System, in dem Gefühle und Affekte entstehen,
fällt die Entscheidungen weitgehend unbewusst, der Verstand ist lediglich eine
Art Berater. Das meiste im Leben muss unser Gehirn ausprobieren, denn die
Instinktbasis des Menschen ist schmal und hilft bei komplexem Verhalten nicht
weiter. Wir lernen emotional, d.h. in neuen Situationen werden emotionale
Erfahrungen von vergangenen ähnlichen Erlebnissen abgerufen und verglichen.
Diese auftauchenden Gefühle sind nichts anderes als Botschaften aus der
Erinnerung. Emotionale Erfahrungen können nicht in Worten wiedergegeben werden,
weil sie zu komplex sind.
Gefühle sind klüger als die Ratschläge der Vernunft. Auf das
Limbische Gedächtnis zu hören, ist die klügste Vorgehensweise überhaupt. Die
Ebene des Verstandes und der Vernunft bildet sich in der Hirnentwicklung erst
spät aus und erlangt nie einen entscheidenden Einfluss auf das Verhalten. Trotzdem
sind wir nicht die Sklaven unserer Triebe. Das Limbische System will zwar
sofortige Belohnung, Flucht oder Zuschlagen, es lernt aber auch durch Versuch
und Irrtum. Leider besitzen wir kein robustes Gewissen, "Gut" und
"Böse" sind nur soziale Konstruktionen.
Kant hielt nichts von Gefühlen. Um nicht von der
"Sinnenwelt" mit ihrem "Begehren, Lust und Schmerz"
beherrscht zu werden, vertraute er auf die Vernunft. "Freiheit" besteht
für ihn in der bewussten Entscheidung, sich selbst gesetzten Regeln zu unterwerfen.
Da die Existenz Gottes nicht nachgewiesen werden kann, müssen die Menschen
selbst ihre Gesetze aufstellen, wenn sie nicht in Chaos und Anarchie versinken
wollen. Freiheit ist die Voraussetzung für sittliches Handeln, und Sittlichkeit
besteht in der Befolgung der Vernunftgesetze. Im Gegensatz zum sinnlichen
"Wollen" werden sie dem Menschen als ein "Sollen" bewusst,
als die Pflicht, ihr Handeln in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen.
Kants moralisches Ideal ist eine Gemeinschaft vernünftiger
Wesen, die sich nicht als Mittel zum Zweck betrachten, sondern die Würde des
Selbstzweckes besitzen. Der sittliche Mensch ist Glied einer idealen
Willensgemeinschaft, die ihr Handeln nach den Gesetzen der praktischen Vernunft
selbst bestimmt. Er ist das Subjekt allgemeingültiger Setzungen (Normen), in
denen sich Privatzwecke in eine allgemeine Zweckhaftigkeit einfügen. In diesem
Sinn formuliert Kant den kategorischen Imperativ: Handle so, dass die Maxime deines
Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten
kann.
In der Zeit vor Kant basierte die Ethik auf dem
"Naturrecht", d.h. das Natürlich-Richtige wurde dem Handeln durch
eine übermenschliche Wirklichkeit (Gott) geboten. Ob Vorsokratiker, Platon,
Aristoteles, Hobbes, Locke oder Rousseau, sie alle suchten die Normen richtigen
Handelns in objektiven Vorgaben wie den "ewigen Ideen", dem
"Weltgesetz", oder der "Menschheit". Diesen objektivistischen
Positionen stellt Kant die "reine Vernunft" als Prinzip moralischer
Praxis entgegen. Indem er von der Orientierung an Natur und Gefühl abrückt und
die Vernunft für autonom erklärt, vollzieht er eine Umkehrung der bisherigen
Denkweise, ähnlich der "Kopernikanischen Wende", durch die er schon
die theoretische Philosophie revolutioniert hatte, als er in seiner
"Kritik der reinen Vernunft" die Prinzipien der Erkenntnis in das
Subjekt verlegte.
Der Mensch ist Bürger zweier Welten: einerseits der
phänomenalen Sinnenwelt durch den kausalen Mechanismus der Naturerscheinungen,
andererseits der übersinnlichen, überzeitlichen Welt reiner Geistigkeit mit
nichtempirischen Gesetzen. Die Sinnenwelt unterliegt dem Begehren,
hervorgerufen durch materiale Vorstellungen und innere Empfindungen wie Lust und
Schmerz. Die Geisteswelt überhöht diese Mechanismen durch sittliche Einsicht,
das Bewusstsein sittlichen Sollens. Die Sittengesetze der praktischen Vernunft
sollen den materialen Willen leiten.
Kant entwickelt drei Fragen der Vernunft: 1. Was kann ich wissen?
Die Antwort findet sich in der "Kritik der reinen Vernunft" und
besagt, dass wir über Gott und die Unsterblichkeit der Seele nichts wissen
können. 2. Was soll ich tun? Die Antwort erfolgt in der "Kritik der
praktischen Vernunft". Sie ist jedoch nur praxisorientiert und führt
ebenfalls zu keiner Erkenntnis. 3. Was darf ich hoffen? Genauer: Wenn ich tue,
was ich soll und alle Sittengesetze befolge, kann ich dann ewige Glückseligkeit
erwarten? Kant sagt: Wir können zwar nichts wissen, dürfen aber hoffen.
Sittlichkeit bedeutet, so zu handeln, dass man der
Glückseligkeit in einer möglichen jenseitigen Welt würdig werde. Daraus folgt:
Wer sich sittlich verhält, darf auf Glückseligkeit hoffen. Allerdings ist die
Verknüpfung von Sittlichkeit und Glückseligkeit nur eine praktische Idee und
nicht real. Die angestrebte moralische Welt ist nicht identisch mit der Welt,
in der wir leben. Ihre Bedingung ist, dass es eine höchste Vernunft gibt, die
vollkommen sittlich und glückselig ist und als Ursache dieser Welt zugrunde
liegt, und dass unsere Seele unsterblich ist, um daran teilzuhaben.
Mit diesen Erörterungen hat Kant eine Moralphilosophie
begründet, die allerdings nicht auf objektivem Wissen basiert, sondern auf
einem praxisorientierten Glauben an die Vernunft.
Für Adorno bedeutet "Freiheit" vor allem
"Verantwortung". Doch reicht die Einsicht in das Sittengesetz nicht
aus für humanes Handeln, so lange die vorherrschenden Machtstrukturen nicht
erkannt werden. Aus dem "Gebrauch der Vernunft" nach dem
kategorischen Imperativ konnte auch die Unterordnung des Menschen unter herrschende
Autoritäten legitimiert werden. Blinde Pflichterfüllung kann jedoch zum Gegenteil
des angestrebten Zustandes führen (siehe Auschwitz).
Um Adornos Ideal des "mündigen Bürgers" als
Produzent der Weltgeschichte zu verwirklichen, müssen die vorhandenen
Machtstrukturen transparent gemacht werden. Das emanzipierte Subjekt trägt die
Verantwortung für sein Handeln selbst und darf sich nicht auf Gesetze oder
Befehle berufen. Fremdbestimmung kann nur vermieden werden, wenn jeder Mensch
an seinem Platz seine Handlungsweisen stets kritisch hinterfragt.
Eine freie Gesellschaft ist gekennzeichnet durch die gleiche
Verteilung von Entfaltungsmöglichkeiten. In der idealen Sprechsituation einer
herrschaftsfreien Kommunikation besitzt jeder die gleichen Artikulationsmöglichkeiten,
der angestrebte Konsens gilt als konstitutiv und als Legitimationsbasis für das
gesellschaftliche Handeln (Habermas).
Die Idee der Freiheit ist ein geistiges Urbild (Archetypus),
das wir von unseren Vorfahren geerbt haben. Archetypen sind Manifestationen
menschlicher Erfahrungen, die endlose Wiederholung in unsere psychische
Konstitution eingeprägt hat, und zwar in Form von Bildern und Symbolen. Als
kondensiertes Wissen sind sie im kollektiven Unbewussten angesiedelt und in
allen Menschen gleich. Archetypen sind spontane, vom Willen unabhängige
Erzeugnisse der Seele, die unbewussten Abbilder der Instinkte. Vergleichbar mit
den platonischen Ideen stehen sie vor jeder individuellen Erfahrung und
überdauern alle Zeiten.
Archetypische Ideen sind sehr aktiv, ohne jedoch bewusst zu
sein. Als innere Tatsachen sind sie den objektiven äußeren Tatsachen
übergeordnet und geben ihre Bedeutung, z.B. das Gefühl von Freiheit, an das
Subjekt ab. Die archetypische Freiheitsidee besitzt eine besondere Macht, sie
beschützt vor äußerer Abhängigkeit und gibt dem Subjekt das Gefühl von
Freiheit, Macht und Ewigkeit. Sie ist aber auch die Ursache für eine
ausgesprochene Machtpsychologie.
Dagegen steht die kausal denkende empirische Wissenschaft,
die einen notwendigen Zusammenhang von äußerer Ursache und Wirkung annimmt.
Diese Einstellung hindert uns daran, an die innere Freiheit zu glauben, denn
dazu fehlt uns jede Beweismöglichkeit. Wir haben nur ein undeutliches Gefühl
der Freiheit gegenüber der erdrückenden Masse objektiver Beweise für das Gegenteil.
Das Individuum besteht jedoch nicht nur aus dem rationalen
"Ich", sondern ist in einen viel größeren psychischen Zusammenhang
eingebettet. Die Gesamtheit der Psyche umfasst neben dem bewussten Ego auch
unbewusste Aspekte wie persönlich Vergessenes, instinktive Emotionen oder
kollektive archetypische Verhaltensmuster. Diese Gesamtheit der Persönlichkeit nennt
Jung "das Selbst". Es ist der Träger von Entscheidungen, an denen das
persönliche und das kollektive Unbewusste großen Anteil haben.
Das Unbewusste nimmt den weitaus größten Teil der
menschlichen Psyche ein. Ganz unten befindet sich das biologische Unbewusste,
das auf biochemischen Prozessen beruht und nur selten vom Bewusstsein
registriert wird. Darüber liegt das kollektive Unbewusste, dessen archetypische
Bilder bedeutungsvoll in Träumen ins Bewusstsein gelangen können. Das
persönliche Unbewusste ist die Schicht darüber, sie enthält persönlich
Vergessenes und Verdrängtes. Das Bewusstsein tritt in der nächsthöheren Schicht
auf, und nur die Spitze des Eisbergs enthält das reflektierende "Ich
denke".
Wenn wir unser Selbst nicht auf das Ego reduzieren, sondern
unsere gesamte Persönlichkeit zugrunde legen, können wir als Ergebnis der
Tiefenpsychologie voraussetzen, dass wir in unseren Entscheidungen frei und
nicht determiniert sind.
Aus Sicht der Quantentheorie ist es der bewusste
"Gehirn-Geist", der verantwortlich ist für alle Handlungsausgänge.
Dieser Gehirn-Geist entspricht dem "Selbst" von C.G. Jung, also der
Gesamtheit des Bewusstseins einschl. des persönlichen und kollektiven
Unbewussten. Auch wenn das Gehirn Entscheidungen trifft, die unser Bewusstsein
erst später erreichen, sind diese Entscheidungen doch Produkte der Gesamtpersönlichkeit.
Sie entstanden durch Kombinationen der Einzelinstanzen wie Emotionen,
persönlichen Voraussetzungen und kollektiven Mustern. Die physiologische
Vordatierung einer Entscheidung ist daher nur als Bereitschaftspotenzial
anzusehen, die spontane unbewusste Aktion ist eine Vorentscheidung der
Gesamtpersönlichkeit.
Unter der Voraussetzung, dass unser Gehirn der Erzeuger von
subjektivem Bewusstsein ist, muss das Denken Quanteneffekten unterliegen. Da
die Neuronen des Gehirns aus Elektronen und Quanten bestehen, können die
Eigenschaften der Quantentheorie auch auf psychische Phänomene angewandt
werden. Goswami vergleicht bestimmte Quantenaspekte mit geistigen Qualitäten,
um die Funktionsweise des Gehirn-Geistes quantentheoretisch zu erklären.
Quantenobjekte (z.B. Elektronen) besitzen einen
Feldcharakter und können gleichzeitig an verschiedenen Stellen auftreten. Sie
manifestieren sich erst dann in der normalen Raumzeit, wenn wir sie als Teilchen
beobachten (das Feld materialisiert sich punktuell). Sie bewegen sich in
Quantensprüngen, d.h. sie durchqueren den Raum nicht auf normalem Weg in der
Zeit, sondern sind gleichzeitig auch an anderen Orten anzutreffen. Eine durch
unsere Beobachtung zustande gekommene Manifestation eines Teilchens lässt sein
Zwillingsteilchen, das inzwischen Lichtjahre entfernt sein kann, zur gleichen
Zeit materialisieren.
Ein Quantenobjekt ist Welle und Teilchen zugleich. Man kann
es aber nie in seiner Wellenform sehen, es zeigt sich immer nur als stationäres
Teilchen an einem bestimmten Punkt. Durch eine Beobachtung (Messung) bricht die
Welle zusammen, und Materie entsteht. Trotzdem bleibt sein Wellencharakter
bestehen, denn das Feld breitet sich zwischen den Beobachtungen aus.
Quantentheoretiker folgern daraus, dass es einen transzendenten Wirklichkeitsbereich
außerhalb unserer Raumzeit gibt. Auch die Gleichzeitigkeit, mit der sich
korrelierte Quantenobjekte verändern, deutet auf einen transzendenten Bereich
der Realität hin.
David Bohm wies schon darauf hin, dass alles, was in der
Raumzeit passiert, von verborgenen Variablen bestimmt wird, die jenseits der
lokalen (raum-zeitlichen) Realität liegen. Für Goswami ist dieser transzendente
Bereich von Bewusstsein erfüllt. Die verborgenen Variablen sind identisch mit
C.G. Jungs kollektivem Bewusstsein, und dies ist das Subjekt aller kreativen
Entscheidungen. Bei der gleichzeitigen Wirkung voneinander entfernter Objekte
handelt es sich dann nicht um eine Übertragung von Signalen, die ja Zeit
benötigen würde, sondern um eine Kommunikation innerhalb des Bewusstseins.
Damit finden auch die von C.G. Jung beschriebenen
Synchronizitäten (Gleichzeitigkeiten im Denken und im äußeren Weltgeschehen)
ihre Erklärung in einer gemeinsamen Ursache im transzendenten Bereich. Goswami
unterscheidet zwischen transzendentem (kollektivem) Geist und subjektivem
Bewusstsein. Im subjektiven Bewusstsein kommen sowohl materielle Objekte vor
(ein Ball) als auch geistige Objekte (der Gedanke an einen Ball). Beide Objekte
benötigen immer ein Subjekt, das die Erfahrung macht. Durch den Gehirn-Geist
ist das subjektive Bewusstsein mit dem transzendenten Geist verbunden, der
allem Sein zugrunde liegt.
Das Gehirn ist einerseits ein Quantensystem und andererseits
ein physikalischer Messapparat zur Vergrößerung von Quantenobjekten. Bei einer
Messung (Erkenntnis) werden die Zustände des transzendentalen
Quantenbewusstseins mit den Zuständen des Messapparates (Gehirn) korreliert (in
Übereinstimmung gebracht). Durch die Erkenntnis (Beobachtung) bricht die
Wellenfunktion zusammen, und die mentale Erfahrung materialisiert sich im
klassischen Gehirn. Dort wird sie gemessen, vergrößert und in der Erinnerung
abgespeichert. Es entsteht persönliche Identität.
Der Gehirn-Geist ist also ein interaktives System,
zusammengesetzt aus Quantenteilen und klassischen Aspekten. Durch ihn wirkt das
kollektive Bewusstsein in der Welt, bzw. wir sind es. In seiner Doppelfunktion
als Quantensystem und klassischer Messapparat ermöglicht das Gehirn neben der
Ich-Identität auch Kreativität, d.h. Realisierung von etwas völlig Neuem. Die
Quantenzustände des Gehirn-Geistes sind Möglichkeitsstrukturen und identisch
mit den Zuständen des kollektiven Bewusstseins. Aus diesem transzendenten
Bereich erscheinen Objekte in der Welt der Manifestation, wenn das nichtlokale
Bewusstsein als Subjekt ihre Wellenfunktion zusammenbrechen lässt.
Vor der Einschaltung des Bewusstseins existiert der
Gehirn-Geist als formlose Potentia (Möglichkeitsform) im transzendenten
Wirklichkeitsbereich. Der Kollaps (Zusammenbruch) seiner Wahrscheinlichkeitswolke
wird nicht zufällig durch Naturgesetze herbeigeführt, sondern ist eine bewusste
Entscheidung des transzendenten Geistes, eine absichtliche Wahl. Das
Bewusstsein wählt aus, mit welchem Ergebnis der Kollaps unseres Gehirn-Geistes
endet, d.h. wir suchen uns unsere Erfahrungen selbst aus. Allerdings sind wir
uns dabei der zugrunde liegenden Prozesse nicht bewusst, weil wir nur über die
bereits materialisierten Erinnerungen verfügen.
Diese Unbewusstheit führt zu dem Gefühl der Trennung. Wir
identifizieren uns mit dem getrennten Ich statt dem Wir des allumfassenden Bewusstseins.
In der Welt der Manifestation erfahren wir das Selbst als von den Objekten
getrennt. Durch unseren Gehirn-Geist ist sich das Universum seiner selbst
bewusst und teilt sich in Subjekt und Objekt. Freiheit und Kreativität besitzt
der Gehirn-Geist nur unter dem Einfluss seines Quanten-Teilsystems, in dem die Vielseitigkeit
des kollektiven Quantengeistes immer präsent ist.
Das Ich-Selbst ist nur eine Beziehung zwischen bewusster
Erfahrung, basierend auf den gespeicherten Messergebnissen des Gehirns, und der
physikalischen Umgebung. Das Bewusstsein identifiziert sich mit den erlernten
Reaktionen, aber es kommt nie zu einer vollständigen Identität. Es bleibt immer
etwas Platz für das Nicht-Konditionierte, Neue, und das ermöglicht unseren
freien Willen. Spitzenerfahrungen werden fast nur außerhalb der Ich-Identität
gemacht und deuten damit ebenfalls auf ein transpersonales Selbst hin. Auf der
sekundären Gehirn-Ebene gibt es nur konditionierte Reaktionen in Form von
Gedanken und Gefühlen, im Bereich der Primärprozesse aber uneingeschränkte
Wahlfreiheit.
Gehirnforscher zeigten in Experimenten, wie das Gehirn
Aktionen auslöst, bevor diese in unser Bewusstsein dringen, und nahmen das als
Beweis für unsere Determiniertheit, denn die Bewusstwerdung wurde vom Subjekt
anschließend vordatiert und als freier Wille gedeutet. Danach wäre der freie
Wille eine Illusion. Aber in den gleichen Experimenten wurden auch Aktionen
wieder rückgängig gemacht, nachdem sie im Bewusstsein aufgetaucht waren. Fazit:
Wir haben stets die Möglichkeit, zu der Konditionierung nein zu sagen. Der freie
Wille wirkt ganzheitlich, als moralische Haltung, während Einzelaktionen
determiniert sein können.
Bei unbewussten Erfahrungen, die nicht ins Bewusstsein
dringen und in der Erinnerung abgespeichert werden können, bricht der
Quanten-Zustand nicht zusammen. Sie entwickeln sich im Möglichkeitsbereich
weiter und können dann als komplexe Lösungsstrategien auftauchen. Viele unserer
transpersonalen Erfahrungen werden von archetypischen Inhalten des kollektiven
Unbewussten beeinflusst, die wir nicht wahrnehmen. Das Selbst ist Ausdruck für
das gesamte Potenzial des Menschen. Durch dieses Selbst sind wir zu Freiheit
und Kreativität in der Lage. Den freien Willen auszuüben heißt, zu einer
konditionierten, erlernten Reaktion nein zu sagen.
Die Naturwissenschaften betrachten die Welt unter der
Voraussetzung, dass sie nach streng kausalen und mechanistischen, Prinzipien
funktioniert. Selbstbestimmung hat keinen Platz in einer vollkommen
deterministisch verstandenen Natur. Entscheidungsfreiheit ist nicht mehr als
ein Gefühl. Objektiv betrachtet unterliegen wir der Naturkausalität, wodurch
Freiheit ausgeschlossen ist. Nach dieser Denkweise ist niemand verantwortlich
für das eigene Handeln und braucht seine Entscheidungen auch gar nicht zu
begründen, da es keine Maßstäbe für Gut und Böse gibt.
Kann man einen Menschen für seine Aggressionen
verantwortlich machen? Wir würden niemals einen Kochtopf dafür verurteilen,
dass er überkocht. Doch Menschen sind keine Kochtöpfe. Zwar können auch wir
gelegentlich Dampf ablassen, wenn man uns ordentlich einheizt. Der
entscheidende Unterschied besteht aber darin, dass wir es auch sein lassen
können. Wir bestimmen darüber, was wir tun und lassen, und deshalb sind
wir auch dafür verantwortlich.
Nur dann, wenn wir annehmen, dass der Mensch einen freien
Willen hat, können wir sein Handeln nach den Maßstäben von Gut und Böse
bewerten. Freiheit ist also die Voraussetzung für sittliches Handeln und die
Grundlage für Gesetze und Regeln des menschlichen Zusammenlebens.
Im Makrokosmos ist das Schicksal der Welt vorherbestimmt,
festgelegt durch die Naturgesetze. Ob das Universum ständig weiter expandiert
oder eines Tages wieder implodiert, steht bereits fest. Wir wissen es nur noch
nicht, stehen aber kurz vor der Lösung dieses Problems. Im Mikrokosmos dagegen
sind die Abläufe zufällig und unscharf (offen), wie die Quantentheorie zeigt.
Im Mesokosmos, unserem Wirklichkeitsausschnitt, gilt
beides. Sowohl in der Evolution (ob wir 2 oder 8 Beine haben, ist zufällig,
aber dass sich das Leben zunehmend komplexer entwickelt, steht fest) als
auch in der individuellen Entwicklung (wir sind zwar genetisch geprägt, aber
frei im Handeln).
Das Verhältnis des Menschen zur Welt ist nicht mehr
unmittelbar, sondern nur noch sentimentalisch, d.h. im Medium der Reflexion zu
haben. Der sentimentalische Mensch handelt und denkt nicht spontan, er
beobachtet sich dabei vielmehr selbst (Selbstreflexion). Dadurch entfremdet er
sich von sich selbst und verliert das ursprüngliche Selbstverhältnis wie den
selbstverständlichen Ort in der Welt.
Der Mensch lebt nicht mit der „wirklichen“ Wirklichkeit,
sondern mit einer fiktionalen, vorgestellten Wirklichkeit. Daraus folgt, dass
er vor der Realität nicht aufgeben und kapitulieren muss, da er sie ja selbst
konstruiert und damit veränderbar gemacht hat. Mit seinem Willen kann er sich
dem Vorhandenen entgegen setzen und sich davon befreien. Dies ist die höchste
Freiheit des Menschen, die Freiheit von seiner eigenen Natur.
Die Behauptung einiger „Mächte“, sie seien legitimiert durch
die Natur, das heißt von Natur aus eingesetzt und unveränderlich an ihrem
Platz, lässt sich damit widerlegen. Natur lässt sich nicht gegen Willensfreiheit
und Selbstbestimmung setzen. Sie diente nur als Legitimation der Herrschenden
und zielt darauf ab, den Menschen zur Unterwerfung unter die Verhältnisse zu
zwingen. Nicht die Natur, sondern die Vernunft bestimmt das Schicksal des
Menschen.
"Eine freie Entscheidung wäre das Streben auf Grund
einer Überlegung nach dem, was in unserer Macht liegt. Infolge einer Überlegung
nämlich treffen wir ein Urteil, und unser Streben richtet sich dann nach dieser
Überlegung. Unfreiwillig scheint jedoch das zu sein, was auf Grund von Gewalt
oder Unwissenheit geschieht."
„Die Angst vor seiner Freiheit führt das Individuum dazu, sich selbst in den Objekten zu suchen,
was eine Art ist, vor sich selbst zu entfliehen.“
„Der Verstand wird nicht dadurch zum Wachsen gebracht, dass
man ihn mit den Gedanken anderer Leute anfüllt, sondern nur dadurch, dass man
seine eigenen Fähigkeiten ausbildet."
„Die Geschichte der Menschheit ist die Geburt und Entfaltung
der Freiheit.“
"Unter Freiheit können wir somit nur das verstehen: ein
Vermögen, entsprechend den Bestimmungen des Willens zu handeln oder nicht zu
handeln. D.h. wenn wir ruhig bleiben wollen, dann können wir es, wenn wir uns
bewegen wollen, dann können wir es auch."
"Der Anfang der freiwilligen Handlung scheint im Gehirn
unbewusst zu beginnen, bevor die Person bewusst weiß, dass sie zu handeln
wünscht."
„Ein Meisterstück der Schöpfung ist der Mensch auch schon
deswegen, dass er bei allem Determinismus glaubt, er agiere als freies Wesen.“
"Ein Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht
wollen, was er will."
"Damit ich die Gegenstände der Wissenschaft von den
menschlichen Affekten mit derselben Freiheit des Geistes, die wir bei den
mathematischen gewohnt sind, betrachte, habe ich mich fleißig bemüht, die
menschlichen Handlungen nicht zu belächeln, zu beklagen oder zu verachten,
sondern zu verstehen. Ich habe deshalb die menschlichen Leidenschaften wie
Liebe, Hass, Zorn, Neid, Stolz, Erbarmen und die anderen Gefühle, welche den
menschlichen Geist bewegen, nicht als Laster der menschlichen Natur, sondern
als ihr eigentümliche Eigenschaften in derselben Art und Weise betrachtet wie
Hitze, Kälte, Sturm, Donner und anderes, was zur Natur gehört."
„Der von Einbildungskraft entblößte Verstand möchte selbst
die Natur abschätzig behandeln, wenn sie nur nicht stärker wäre als er.“
„Beginnt nicht erst mit dem Bewusstsein der Freiheit unser
eigentliches Dasein?“
„Der Geist lässt sich niemals wirklich zwingen, er verfügt
immer noch über die Ausflucht in die Lüge.“
"Die Willensfreiheit besteht darin, dass zukünftige
Handlungen jetzt nicht gewusst werden."
Ein Wirkungsquant fliegt durch das Dorf,
es sucht das Hirn des Herrn von Korf.
Es findet dort in dem Gewühl
ein ganz bestimmtes Molekül.
Von Korf ist grad in schwerer Not:
„Ess Wurst ich - oder Käsebrot?“
Das Quant, das wirft sich in die Brust:
„Du glaubst, du willst! Allein: Du musst!
Nie kannst die Freiheit du erringen.
Doch ich bin frei und kann dich zwingen!“
Elektron “9“ sprach: „Spring´ mich doch!“
Das Quant: „Ich überleg´s mir noch.“
Dann hat durch es Elektron „8“
´nen akausalen Sprung gemacht.
Von Korf nahm daraufhin spontan
die Wurst und fing zu essen an.
Und nahm die Sache ganz im Stillen
dann als Beweis für freien Willen.
Dem Quant hat das den Rest gegeben:
Freiwillig schied es aus dem Leben.
September 2005
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