GEISTIGE AUSSICHTEN – Die Philosophie der siebziger Jahre
Der amerikanische Philosoph
Timothy Leary entwickelte das Modell von acht neurologischen Schaltkreisen des
Bewusstseins. Robert Anton Wilson interpretierte und erweiterte diese Theorie
in seinem Buch „Der neue Prometheus – Die Evolution unserer Intelligenz“
(1983). Im Vorwort bezeichnet Israel Regardie das
Buch als Beitrag zum neuen wissenschaftlichen Paradigma. Intellektuelle
Entwicklungen bestehen demnach nicht nur aus dem mühevollen Erarbeiten kleiner
Entdeckungen, die wir unserem Arsenal von altehrwürdigen Binsenwahrheiten
einverleiben, sondern können sich in Quantensprüngen á la Teilhard de Chardin vollziehen.
Alles Lebendige „zuckt,
sucht, strebt, pulsiert“ vor seinem Sprung in eine höhere Ordnung. Für Leary
und Wilson handelt es sich dabei um das Öffnen neuer Schaltkreise, das bei uns
Menschen oft von Angst und heftigen Turbulenzen begleitet ist. Dieses Phänomen
der Instabilität sei typisch für den Übergang durch das Chaos zur nächsten
Spirale. Doch seien wir darauf programmiert, in mehrdimensionalen Strukturen zu
existieren, die unsere eingeschränkten Wahrnehmungsmöglichkeiten transzendieren und weit über unsere enge Primatenwelt hinausgehen.
„Wir alle sind Riesen, die
von Zwergen erzogen wurden und sich deshalb angewöhnt haben, stets mit einem
Buckel herumzulaufen. Dieses Buch handelt davon, wie wir uns zu voller Größe
und totalem Bewusstsein erheben können,“ erklärt Wilson. Zur Verdeutlichung
bemüht er den Vergleich des Gehirns mit einem Computer. Beide bestehen aus
einer Hardware, die materiell in Raum und Zeit lokalisierbar ist, und einer
Software (Programme, Informationen, Ideen geistiges Kulturgut), die sich in
jeder Hardware manifestieren lässt (er rät davon ab, an dieser Stelle schon an
Reinkarnation zu denken).
Wie kann sich aus dem
universellen Ozean der Software eine spezifische Persönlichkeit herausbilden?
fragt Wilson und antwortet: Die Programme gelangen auf leisen Quantensohlen als
elektrisch-chemische Verbindungen ins Gehirn, und zwar in Form von 1.
Prägungen, 2. Konditionierungen und 3. durch Lernen. Prägungen sind
eingeschweißte Programme, die das Gehirn nur in bestimmten Stadien seiner Entwicklung
verarbeiten kann (Prägungs-Empfindlichkeit). Konditionierungen bauen
darauf auf, lassen sich aber verändern. Lernen ist noch flexibler, die Inhalte
ändern sich oft.
Prägungen verdichten sich
zur Hardware und bilden dann unveränderliche Aspekte unserer Persönlichkeit,
die alle späteren Konditionierungen und Lektionen einschränken. Das Bewusstsein
eines Säuglings sei so formlos und leer wie das Universum zu Beginn der Genese.
Durch die ersten Erfahrungen bilde sich aus der kreativen Leere eine Struktur,
mit der sich der Geist identifiziere. Der menschliche Geist schaffe so aus dem
unendlichen Ozean von Signalen die speziellen Konstrukte, die er „Welt“ nennt.
Jede weitere Prägung mache die Software komplexer, die unsere Erfahrung
programmiert und die wir als Realität wahrnehmen.
Timothy Leary unterteilt die
verdichteten Prägungen der Gehirnhardware in acht Schaltkreise, und diese in
zwei Gruppen. Die ersten vier Schaltkreise sind klassisch, konservativ und bei
allen Menschen gleich:
1. Der orale
Bio-Überlebens-Schaltkreis werde
durch die Mutter bzw. den Mutterersatz geprägt und durch Ernährung oder
Bedrohung konditioniert. Hier gehe es um Stillen, Füttern, Schmusen,
körperliche Sicherheit, und es werde alles vermieden, was bedrohlich erscheint.
2. Der anale
gefühls-territoriale Schaltkreis
werde in der Krabbelphase geprägt, wenn der Säugling sein Territorium erkundet
und Machtansprüche innerhalb der Familie erprobt. Dieser säugetierische
Schaltkreis vermittle territoriale Spielregeln, emotionale Tricks, Hackordnungen
und Herrschafts- bzw. Unterwerfungsrituale.
3. Der zeitbindende
semantische Schaltkreis werde in der
Schule von menschlichen Symbolsystemen (Sprache, Schrift) geprägt und
konditioniert. Er ordne seine Umgebung und klassifiziere alle Eindrücke nach
einem lokalen Realitätstunnel. Empfindungen, Entdeckungen, Überlegungen würden in
Form von Signalen über Generationen hinweg vermittelt.
4. Der moralische sozio-sexuelle Schaltkreis werde in der Pubertät geprägt und von den jeweils
geltenden „Stammestabus“ konditioniert. Er beherrsche die Erwachsenen-Persönlichkeit,
die Sexualität sowie die lokalen Definitionen von „richtig“ und „falsch“.
Die Ausbildung dieser vier
Schaltkreise ermögliche das Überleben unseres Gen-Pools, die säugetierische Soziobiologie (Hackordnung oder Politik) und die Übermittlung
von Kultur, wobei jedes domestizierte Primaten- oder Menschenhirn während
seines Reifeprozesses vom Kind zum Erwachsenen die gesamte Evolution von den
Anfängen bis heute nachvollziehe. Die futuristischen vier Gehirn-Schaltkreise
nähmen unsere zukünftige Entwicklung vorweg und existierten zur Zeit nur bei
Minderheiten.
5. Der ganzheitliche
neurosomatische Schaltkreis werde
von ekstatischen Erfahrungen geprägt, hervorgerufen z.B. durch Yoga-Praktiken
oder Drogen. Er kontrolliere das neurosomatische (Geist-Körper-) Feedback und
ermögliche Schmerzfreiheit ebenso wie sinnliche Verzückung.
6. Der kollektive
neurogenetische Schaltkreis
beherrsche das DNS-Feedback im Gehirn und ermögliche die eigene genetische
Programmierung. Er sei kollektiv, weil er das ganze evolutionäre Programm
umfasse und die Archetypen von C.G. Jungs kollektivem Unbewussten enthalte.
7. Der metaprogrammierende Schaltkreis bestehe aus einem universellen kybernetischen
Bewusstsein, das auf individueller Ebene alle vorangegangenen Schaltkreise neu
programmieren könne und bewusste Entscheidungen zwischen alternativen
Realitätstunneln ermögliche.
8. Der nicht-örtliche
Quantenschaltkreis ermögliche
außersinnliche Wahrnehmungen jenseits von Zeit und Raum und verbinde jedes Bewusstsein
zeitgleich mit dem universellen Quantenkommunikationssystem, das von Bohm, Bell
(und Goswami) beschrieben wurde.
1. Der orale
Bio-Überlebens-Schaltkreis eines
Organismus sei auf die Strategie programmiert: Hin zum Schützenden und
Nährenden, weg vom Gefährlichen. Er manifestierte sich vor drei bis vier
Milliarden Jahren in den ersten Mehrzellern; beim
modernen Menschen habe sich diese Struktur im Hirnstamm erhalten. Die orale Fixiertheit
sei bei allen Säugetieren und Primaten einschl. des Menschen anzutreffen.
Wilson meint, angesichts
neuer Situationen reagierten die meisten Menschen mechanisch wie Roboter. Sie
seien nicht in der Lage, genau zu beobachten, zu beurteilen und autonom zu
entscheiden, weil sie durch das Kindergehirn ihres Hirnstamms vom ersten
Schaltkreis beherrscht würden. Durch Adrenalin werde ihrem Organismus
signalisiert, sich auf einen Kampf einzustellen oder zu fliehen. Viele seien
negativ geprägt durch das traumatische Erlebnis der Geburt, durch falsche
Erziehungsmethoden sowie Kriege, Gewalt und Kriminalität in der Gesellschaft.
Das Bio-Überlebens-Programm
fixiere sich erst auf die geschützte Sphäre um die Mutter herum (orale Prägung)
und weite sich später aus, wobei es stets erforsche, welche Umgebung sicher
ist. Manche Menschen seien auf Tapferkeit, Neugier und Forscherdrang programmiert,
andere auf Ängstlichkeit, Neophobie (Angst vor Neuem) und Rückzug. Zwischen
diesen Extremen pendle das eindimensionale Überlebensbewusstsein.
Über der eingeschweißten
Prägung entstehe die „weichere“ Konditionierung, wenn sich der Gesichtskreis
vom Körper der Mutter auf das Rudel oder den Stamm ausdehne. Neben dem
Selbsterhaltungstrieb besitze jedes soziale Tier auch einen Instinkt, der den
Gen-Pool schützt. Darauf basiere z.B. die mütterliche Fürsorge, ohne die keine
Population überleben könnte. Mit zunehmender Zivilisation löse sich die Stammesbindung
auf und verlagere sich auf andere Gruppen bis hin zum Staat.
Wir alle hätten diesen
Bio-Überlebensschaltkreis und müssten ihn regelmäßig trainieren durch Kuscheln,
Schmusen oder die Beschäftigung mit dem eigenen oder einem anderen Körper. Wenn
die erste Prägung negativer Art sei, würden das Universum und andere Menschen
für bedrohlich und aggressiv gehalten. Der innere Beweisführer sei dann das
ganze Leben lang damit beschäftigt, die Wahrnehmungen so zu filtern, dass sie
diesem Schema gerecht würden.
Wenn der
Bio-Überlebensschaltkreis Gefahr anzeige, höre jede geistige Aktivität auf.
Alle anderen Schaltkreise würden so lange außer Funktion gesetzt, bis das Überlebensproblem
gelöst sei, ob tatsächlich oder nur symbolisch. Diese Tatsache hätten sich
skrupellose Politiker für Gehirnwäschen zunutze gemacht.
2. Der anale
emotional-territoriale Schaltkreis
enthalte die emotional-territoriale Vernetzung des Gehirns und habe
ausschließlich mit Machtpolitik zu tun. Er sei fünfhundert bis tausend
Millionen Jahre alt und finde sich bei allen Wirbeltieren. Beim modernen
Menschen sitze er im Thalamus, dem sog. Zwischenhirn
oder „alten Gehirn“, und sei an das willkürliche Nervensystem und die Muskeln
angeschlossen. Dieser Schaltkreis entwickle sich in der Phase vom Säugling zum
Kleinkind.
Das bedeute zunächst,
aufrecht zu stehen und die Schwerkraft zu beherrschen, dann Hindernisse zu
überwinden und andere Familienmitglieder zu manipulieren. An diesen sensiblen Punkten
könnten starke Konditionierungen entstehen, die zusammen mit der Muskelentwicklung
zu Reflexen führten. Je nach Umgebungseinflüssen könne dieser Schaltkreis eine
starke dominierende oder eine schwache untergeordnete Rolle in der Meute
(Familie) herausbilden. Der individuelle Status im Rudel werde aufgrund von prä-verbalen Signalsystemen (Kinesie)
vergeben.
In allen Primatengruppen
schwingen sich Alpha-Männchen zum Anführer auf, sagt Wilson. Bei Menschen werde
dieses normale Primatenverhalten langsam unpopulär, die „domestizierten
Alpha-Männchen“ verbrächten viel Zeit damit, ihr Machtstreben zu vertuschen.
Sie lebten in ständiger Angst, von anderen Primaten entlarvt zu werden. In
diesem Fall belege man sie bevorzugt mit Ausdrücken aus der Analsprache. Für
Wilson ein Beweis für den „analen“ Aspekt des zweiten Schaltkreises.
Freud habe die Begriffe
„orale“ und „anale“ Phase geprägt. Als orale Phase bezeichne er die Fixierung
des Säuglings auf die Mutter und ihre Brust (Bio-Überlebensschaltkreis). In der
analen Phase lerne das Kleinkind, die Autorität des Vaters (Alpha-Männchen) und
seinen Territorialanspruch zu akzeptieren. Die Prägung des zweiten
Schaltkreises bestehe entweder im „Autoritätsreflex“ (Drohgebärden und
Anschreien) oder im „Unterwerfungsreflex“ (sich klein machen und kriechen). Das
könne man bei Hunden, Hühnern und Primaten ebenso beobachten wie in
Aufsichtsratssitzungen und bei Angestellten, die ihren Job behalten wollen.
Der Soziologe Gordon Taylor
war der Ansicht, dass Gesellschaften ständig zwischen matriarchalen
und patriarchalen Perioden hin und her pendeln. Matriarchale Gesellschaften bezeichnete er als sexuell
liberal, hedonistisch, spontan, gleichmacherisch und fortschrittlich. Sie
hätten keine Angst vor Forschung, aber vor Inzest. Frauen genössen alle
Freiheiten und hätten einen hohen Status, Keuschheit werde niedrig eingeschätzt.
Ihre Kultfigur sei die Muttergöttin.
Patriarchale Gesellschaften seien sexuell gehemmt, asketisch,
autoritär und konservativ. Sie hätten Angst vor Forschung und Homosexualität.
Frauen besäßen einen niedrigen Status, ihre Freiheit sei eingeschränkt,
Keuschheit werde hoch eingeschätzt, die Kultfigur sei der Vatergott. Wilson
fügt hinzu, dass Vaterschaft immer mit Bedrohung, Fäkalien und Krieg assoziiert
werde.
Das Ego werde in der
Analphase geprägt, wenn das Individuum seine Rolle im Rudel einnimmt, deshalb
benähmen sich Egoisten immer wie Zweijährige. Innerhalb der ersten beiden
Schaltkreise gebe es keine Unterschiede zwischen Primaten (Menschen) und anderen
domestizierten Tieren. Personen mit starker territorial-emotionaler Prägung
finde man meist beim Militär, wo sie ihr „Stammesgebiet verteidigten“. Dort sei
die anale Sprache besonders ausgeprägt.
Jeder Organismus werde mit
einer Prägungsempfänglichkeit geboren. Je nach Prägungsrichtung und –stärke
ergäben sich in der Kombination des 1. und 2. Schaltkreises verschiedene
Persönlichkeitstypen zwischen Nietzsches Herren- und Sklavenmoral:
Übermenschen, blonde Bestien, Eroberer- und Piratentypen, freundliche oder aggressive
Schwächlinge, passive Aggressoren oder psychische Vampire.
3. Der zeitbindende
semantische Schaltkreis entwickle
ein Muster (Realitätstunnel), das an andere weitergegeben werden kann. Es
bestehe aus Worten, Theorien oder Kunstwerken, die über Generationen hinweg
Gedanken transportieren. Sie vermittelten aber nicht nur Sinn, sondern auch
Nebenbedeutungen (Konnotationen): gefühlsmäßige Färbungen, die nicht
beabsichtigt sein müssen, aber auch besonders ausgeklügelt sein können wie z.B.
in der Werbung.
Der semantische Schaltkreis
(auch „Verstand“ genannt) ermögliche uns, fremde Erfahrungen zu übernehmen, sie
neu zu kombinieren und dann als eigene Produkte zu etikettieren und zu schubladisieren. Auf historischer Ebene sei es die
zeit-überbrückende Funktion von Sprache, die letztlich alte Theorien ablöse und
neue Paradigma einführe. Seit in grauer Vorzeit der semantische Schaltkreis
seine Arbeit aufnahm, existiere auch der sog. „Zukunftsschock“. Für eine
symbolverhaftete, rechnende, abstrahierende Spezies sei jedes Zeitalter eine
Periode des Wandels.
Transaktionsanalytiker
nannten den ersten (oralen) Schaltkreis das Kind-Ich, den zweiten (emotionalen)
das angepasste Ich, und den dritten (semantischen) das Erwachsenen-Ich.
Psychologen zufolge vermittle der erste Schaltkreis Empfindungen, der zweite
Gefühle, und der dritte Vernunft. Neurologisch werde der erste Schaltkreis als
„reptilisches Gehirn“, der zweite als
„säugetierisches Gehirn“ und der dritte als „menschliches Gehirn“ bezeichnet.
Der erste existiere seit Milliarden von Jahren, der zweite seit 500 Millionen
Jahren, der dritte sei ca. 100.000 Jahre alt.
Die älteren Schaltkreise
besäßen großen Einfluss auf die neueren und könnten deren Funktionen außer
Kraft setzen. Bei Bio-Überlebensangst oder emotionaler Erregung setze das
rationale Denken völlig aus. Statusverlust oder fremdes Eindringen ins eigene
Territorium bedeute für den durchschnittlich domestizierten Primaten immer eine
Bedrohung. Die Kirche mache sich das zunutze, indem sie ihren Anhängern erst
mit Höllenstrafen Angst einjage und anschließend die himmlische Erlösung verspreche,
um sie leichter zu beherrschen. Religiöse Systeme halten keiner rationalen
Analyse stand, funktionieren aber trotzdem, sagt Wilson.
Rechtshändigkeit sei verknüpft
der Vorliebe, die linke Gehirnhälfte zu benutzen und entspringe dem
semantischen Schaltkreis. Die linke Hemisphäre arbeite linear, analytisch und
verbal wie ein Computer, sie verbinde das Ausdenken mit dem Handhaben. -
Linkshändige Individuen dagegen spezialisierten sich auf die Funktionen der
rechten Gehirnhälfte, die ganzheitlich, supra-verbal
(über die Sprache hinausgehend), intuitiv, musikalisch und mystisch sei.
Darunter gebe es viele Künstler ebenso wie Ketzer und Schamanen, denen man
früher Verbindungen zu Gott und Teufel unterstellte. Das Linkshirndenken
entspreche dem Schaltkreis 3, Rechtshirndenken dem Schaltkreis 6.
Die Rechts-Links-Polarität
platziere uns neurologisch gesehen in den dreidimensionalen euklidischen Raum,
der von Mathematikern und Künstlern entdeckt worden sei (waren es nicht
Philosophen?). Das Raumkonzept sei eine Projektion, die über die ersten drei
Schaltkreise (Bio-Überleben, Emotionen und Semantik) hinausgehe. Die
Prägungszentren säßen jedoch in der linken Großhirnrinde.
Die kopflastigen Typen des
3. Schaltkreises seien oft groß und hager, sie ignorierten gern ihren 1. und 2.
Schaltkreis und fühlten sich durch Gefühle verängstigt. Da auch der semantische
Schaltkreis seine Konditionierung auf der Grundlage eingeschweißter Prägungen
aufbaue, seien existenzielle und soziale Reflexionen oft nicht mehr möglich.
Die meisten dieser Individuen besäßen die gleichen semantischen Prägungen und
hielten ihre sozialen Vorstellungen für gottgegeben.
Ein Genie sei eine Person,
die durch einen inneren Prozess oder durch Intuition zum Schaltkreis 7
durchgebrochen sei. Sie kehre anschließend in den 3. Schaltkreis zurück und
entwerfe ein neues semantisches Raster, ein neues Erfahrungsmodell. Das sei
immer ein Schock für alle, die in ihren alten Roboter-Prägungen gefangen seien.
Sie empfänden alles Neue als Bedrohung ihres Territoriums (ihres geistig /
ideologischen Raums). Die lange Liste der Märtyrer zeuge von dieser Neophobie.
Ältere Wissenschaftler
ließen sich fast nie zu neuen Paradigmen bekehren. Das gelte erst recht für die
Vertreter von Politik, Wirtschaft und Religion. Zeitliche Verzögerungen von
Jahrhunderten oder Jahrtausenden seien hier völlig normal. Im Gegensatz zum
Bio-Überlebensschaltkreis, in dem nur automatische Reflexe vorherrschten, werde
im semantischen Schaltkreis Zeit konzeptualisiert, die unsere innere Vorstellungskraft
weit übersteige. Sprache, Schrift und Mathematik ermöglichten eine Überbrückung
der Zeit und machten uns zu Empfängern von Botschaften, die vor Urzeiten von
Wesen anderer Zivilisationen ausgesandt wurden.
Im 4. Schaltkreis würden wir
noch mehr in die Zeit integriert, ja geradezu von ihr bedrängt werden. Das
Leben scheine sich auf immer größere Komplexität, zu immer höherer Intelligenz
hin zu entwickeln, und dieser Prozess zur negativen Entropie und Kohärenz
beschleunige sich rasant. Die menschliche Entwicklung vollzöge sich schneller
als die vormenschliche Evolution, weil wir mit Hilfe des semantischen
Schaltkreises Informationen an die nächste Generation weitergeben könnten.
Die stochastischen
(zufälligen) Prozesse der Evolution selektierten ihre höhere Ordnung bedeutend
langsamer als das menschliche Denken es vermöge. Unsere technischen Artefakte
beruhten auf in die Tat umgesetzten Ideen. John Ruskin
definierte Reichtum als jene Errungenschaften, die das Leben allgemein
bereicherten, und Armut als die zerstörerische Technologie, die Leben
vernichtet, herabwürdigt oder degradiert. Eine Fabrik, die das Wasser oder die
Luft verseucht, gehöre in den Bereich Armut, ebenso wie eine Bombe, ein Schwert
oder Nervengas.
Da unsere Ressourcen,
Nahrung und Güter begrenzt seien und nicht für alle reichten, werde Armut als
notwendig erachtet, um den Reichtum zu ermöglichen. Dieses Ziel werde von
territorialer Politik verfolgt, sowohl bei domestizierten Primaten als bei
anderen Säugetieren. Wir seien nur schlauer und unsere Waffen vernichtender.
Seit der Aufklärung sei der Reichtum ständig angestiegen, während die
gleichzeitig zunehmende Armut (im Sinne von Ruskin)
zu apokalyptischen Ängsten führte.
Dennoch scheine in der
Evolution das Reichtum produzierende Vermögen (die Suche nach größerer
Kohärenz) zu überwiegen, während das Armut stiftende Vermögen als archaisches,
säugetierisches Überlebenssystem mit rapider Geschwindigkeit veralte, behauptet
Wilson in seinem Buch aus dem Jahr 1983. Im Westen werde die zukünftige Welt
entwickelt, und zwar von den Veteranen der gigantischen neurologischen
Revolution, den psychedelischen Pionieren der sechziger Jahre, den Anhängern
der Bewusstseinserweiterung, den Synthesizern der modernen Psychologie. Marilyn
Ferguson nenne sie die „sanfte Verschwörung“.
Diese Revolutionäre
entfernten sich immer mehr von Tradition und Dogma und gingen „westwärts“. Jede
Irrlehre aus Europa produzierte noch wildere Variationen an der amerikanischen
Ostküste. Die Völkerwanderung erreichte ihren Höhepunkt, als sie den Pazifik
erreichten und mit östlichem Wissen und bewusstseinserweiternden Praktiken wie
Zen und Yoga konfrontiert wurden. Diese Generation strebe nach höherer Kohärenz
und Intelligenz und sei unsere neue Machtelite.
In den sechziger Jahren
verursachten sie die Jugendrevolten, verhalfen der vorherrschenden
puritanischen Kultur zu einem gesunden Hedonismus, stießen die ökologische
Bewegung an und entwickelten eine tiefe Liebe zu Menschen und Natur. Sie
begründeten die gleitende Arbeitszeit, die Befreiung vom wirtschaftlichen
Automatismus, initiierten Frauenbewegung, Schwulenbewegung und Schwarzenbewegung sowie die ganzheitliche Medizin und
beendeten den Vietnamkrieg.
Diese Gruppe stehe heute
(1983) an der Spitze der Computerrevolution und der Auswanderung ins All, sie
fördere die Welthungerhilfe und Langlebigkeitsbestrebungen. Es sei eine
Explosion an Intelligenz und westlicher Progressivität, die sich gegen die
Unmenschlichkeit gegenüber Juden entrüste und an die Unsterblichkeit der
menschlichen Seele glaube, unabhängig vom Klerus. Sie wolle das Licht des Prometheus
in jeden Winkel der Welt tragen (was ist nur schiefgegangen?). Wir rasten auf
einer Welle von sich ausdehnendem Bewusstsein dahin, sagt Wilson.
Doch gebe es eine Dialektik
von Beschleunigung und Verlangsamung, wie der griechische Mythos vom
gefesselten Prometheus zeige. Der Titan schenkte der Menschheit das Licht und
wurde dafür auf ewig bestraft. Das sei ein Symbol für die Behandlung des
semantischen Schaltkreises in menschlichen Zivilisationen. Die stärkste Bremse
sei jedoch der 4. (sozio-sexuelle) Schaltkreis. Das
zeigten alle Tabus, die uns trotz des technischen Fortschritts heute noch
einengten und die Entfaltung des zeitüberbrückenden semantischen Schaltkreises
behinderten. Das sei die historische Funktion von Tabus und Moral.
4. Der moralische sozio-sexuelle Schaltkreis werde bei Heranwachsenden programmiert, wenn die DNS
das sexuelle System aktiviert. Bei der Beschreibung dieses Schaltkreises
beschränkt sich Wilson allein auf die Sexualität, den moralisch-sozialen Aspekt
lässt er völlig außer Acht. Störungen in der Pubertät könnten Impotenz,
Homosexualität oder Promiskuität nach sich ziehen, warnt er. Deshalb umgäben
sog. „primitive Völker“ alle Phasen der Prägungsempfindlichkeit mit Ritualen
und Riten, um die erwünschten Eigenschaften des Stammesmitgliedes zu prägen.
Der 4. Schaltkreis könne
auch „Schuldschaltkreis“ genannt werden, weil „jedermann ständig damit
beschäftigt sei, sein wahres sexuelles Profil zu verbergen und die sexuelle
Rolle, die ihm von der Gesellschaft vorgegeben wurde, zu imitieren“. Freud
nannte den sozio-sexuellen Schaltkreis die „genitale
Phase“ und habe den 3. (semantischen) Schaltkreis übersehen. Jung beschrieb die
Schaltkreise als Fähigkeiten 1. zu empfinden, 2. zu fühlen, 3. zur Vernunft und
habe den 4. Schaltkreis übersehen. Alle höheren Schaltkreise fasste er als
Fähigkeit zur Intuition zusammen.
Andere Bezeichnungen für den
4. Schaltkreis seien das „Eltern-Ich“, die „reife Persönlichkeit“ oder
„sexuelle Rolle“. Ein Kind sei genetisch in der Lage, jede Sprache zu erlernen,
jede Technik zu beherrschen und jede sexuelle Rolle zu übernehmen. Jedoch werde
es dazu abgerichtet, die begrenzten Angebote seiner sozialen Umwelt zu
übernehmen. Und dafür müsse es bezahlen. Überleben und Status bedeuteten die
Einbuße von unendlich vielen Möglichkeiten des unkonditionierten Bewusstseins.
Solange wir uns mit den alten Schaltkreisen beschäftigten, unterschieden wir
uns kaum von spezialisierten Insekten.
Unsere humanoiden
Vorfahren hätten bereits die Verschmelzung von Ei und Sperma mit höchst
effektiven Tabus umgeben, weil sie ahnten, dass ihre Zukunft davon abhängt, welches
Spermatozon welches Ei erreicht. Die intolerantesten
und fanatischsten Vorurteile beträfen das Recht zur Fortpflanzung. Es gebe enge
Verwandtschaften zwischen den Bezeichnungen für das Heilige, Erotische,
Obszöne, Ehrfurchtgebietende und Erregende. Die frühesten göttlichen Formen
seien schwangere Göttinnen und überdimensionale männliche Geschlechtsorgane
gewesen.
Tabu und Moral seien die
Versuche eines Stammes, das zufällige Element der Vererbung unter Kontrolle zu
bringen und die gewünschte Zukunft herbeizuführen. Eine weit verbreitete Praxis
der Geburtenkontrolle war der Mord unerwünschter Säuglinge, von Schamanen stets
religiös gerechtfertigt. Die sinnlosen Inzest-Tabus sollten die Exogamie (Heirat außerhalb des Stammes) fördern und die
Kriegsgefahr reduzieren.
Zeitbindung (die
Übermittlung von Symbolen über Generationen hinweg) beginne zwar mit dem 3.
Schaltkreis, werde jedoch erst im 4. Schaltkreis richtig bewusst. Die
Hauptfunktion des sozio-sexuellen Schaltkreises bestehe
darin, ein Eltern-Ich zu entwickeln und Kinder zu erziehen. Damit hänge man an
der Welt und sei dem Zugriff der Priester entzogen. Viele Religionen versuchten
deshalb, die Bindungen der Menschen an den 4. Schaltkreis zu brechen, z.B. mit
Hilfe des Keuschheitsgelübdes.
Der 4. Schaltkreis
konstituiere sich im linken Neo-Cortex und sei mit
den Geschlechtsmerkmalen verbunden. Er regle die Fortpflanzung durch Gefühle
wie Liebe und Geborgenheit. Personen, die hier eine starke Prägung haben,
gälten als attraktiv, weil ihre Neurotransmitter
einen ständigen Ausstoß von Paarungssignalen bewirkten. Alles Neue in diesem
Bereich resultierte aus einer zyklisch-mythischen Zeitvorstellung, würde aber
von den Anhängern der linearen, fortschreitenden Zeitlichkeit für unmoralisch
erklärt. Priester übten eine Kontrolle aus, indem sie definierten, welche
Aktivitäten moralisch und welche unmoralisch seien.
Wilson assoziiert Moral
ausschließlich mit Sex und scheint noch nie etwas von Kants Vernunftprinzipien
gehört zu haben, die das menschliche Zusammenleben regeln. Die Religion habe
immer die reaktionäre Hauptrolle gespielt, meint er, indem Moralisten für Ruhe
und Ordnung sorgten und als Bremser fungierten. Die Kabbala habe z.B. das Ziel,
Menschen zu perfekten Abbildern Gottes zu machen. Dabei versuche sie, die vier
alchimistischen Elemente ins Gleichgewicht zu bringen, die Wilson mit den vier
Schaltkreisen vergleicht. Das gleiche Prinzip erkennt er im Buddhismus und im Behaviourismus.
Im 1. Schaltkreis sei der
Säugling eindimensional und oral an eine Mutterfigur gebunden. Entferne sie
sich, entstehe Bio-Überlebensangst. Die gravierendsten Prägungsumstände
konditionierten ihn zwischen Angst, Neugier und Unabhängigkeit. Im 2.
Schaltkreis entwickle sich aus amorpher Bio-Überlebensbewusstheit ein starres
individuelles Selbstbewusstsein. Dabei konditioniere uns die vorherrschende
emotional-territoriale Erziehung oder Politik derart, dass wir zwischen
Dominanz und Unterwerfung, Selbstbewusstsein und Selbstzweifeln hin und herpendelten.
Im 3. Schaltkreis mutiere
der Realitätstunnel ins verbale Stadium und präge unseren Geisteszustand. Im
Gegensatz zu Tieren verfügten wir jetzt über ein Bewusstsein, und statt
säugetierischem Ego über einen menschlichen Geist, der von menschlicher Sprache
hervorgebracht werde und diese wiederum beeinflusse. Wir pendelten jetzt
zwischen Vernunft und Dummheit hin und her. Im 4. Schaltkreis werde das Erwachsenen-Ich
während der Pubertät geprägt, es schwanke zwischen Moral und Anarchie, Gehorsam
und sexueller Abweichung.
Liberale Menschen wiesen mit
steigender Ungeduld auf die Brutalität und Dummheit traditioneller
Erziehungsmethoden hin, sagt Wilson. Für sie bestehe das Erziehungsziel in
gesunden und kreativen Menschen, nicht in profitablen Robotern. Die reale
Gesellschaft sei jedoch nicht an Persönlichkeiten interessiert, sondern brauche
Roboter, die ihre Vorgaben so gut wie möglich imitierten, auch in ihren
irrationalen Aspekten. Insofern seien ihre Methoden logisch und effektiv. Die
Nachkommen dienten als Archive für die Weisheit der Vergangenheit und für alle
Grausamkeiten und Dummheiten der Welt. Wilson erinnert an das „unglaubliche
Massenverhalten menschlicher Zombies“ in Deutschland unter Hitler.
Eine bewusste, erwachte
Persönlichkeit passe nicht in die Schubladen der verdorbenen Standardrollen.
Traditionelle Schulen erstickten jede Regung von Phantasie und verkrüppelten
die Kinder geistig und körperlich. Sie übten offenen und verdeckten Terror aus
und bereiteten die Kinder auf Büros und Fabriken vor, wo sie mit ängstlicher Unterwürfigkeit
arbeiteten, um ihre Bio-Überlebensscheine (Gehalt) nicht zu verlieren. Neue
Erziehungsmethoden könnten sich erst dann durchsetzen, wenn die Autoritätshörigkeit
beseitigt sei. Deshalb müsse die soziale Evolution schneller vorangetrieben
werden. Dazu brauche man kreative und innovative Forscher, nicht beschränkte
Kleingeister.
Überall auf der Welt würden
Individuen für die ihnen zugeschriebenen Rollen programmiert. Die meisten
würden nicht dazu angespornt, Intelligenz zu entwickeln, sondern dumm zu
bleiben, um sich in traditionelle Jobs zu integrieren. Beim Proletariat werde
der 3. Schaltkreis hauptsächlich auf handwerkliche Geschicklichkeit geprägt,
während Mittel- und Oberschicht die verbalen und symbol-verarbeitenden Fähigkeiten
ihrer Kinder förderten. Eine Demokratie sei um so erfolgloser, je weniger rationale
Fähigkeiten in der Bevölkerung benötigt würden.
Der
Bio-Überlebensschaltkreis funktioniere bei Menschen ebenso mechanisch wie bei
Tieren. Der emotional-territoriale Schaltkreis sei charakteristisch für
Primaten und enthalte ein Minimum an Geist. Menschen mit einer Prägung im 1.
und 2. Schaltkreis wählten Scharlatane, die primitivste Überlebensängste und
mörderischste territorial-patriotische Kampfeslust aktivieren könnten. Das
gleiche gelte für den Katholizismus oder eine Schlangenbeschwörung.
Traditionelle Systeme funktionierten aber nur in traditionellen Gesellschaften.
Aufgeklärte Menschen ließen sich nicht zu langweiliger, entmenschlichter Arbeit
zwingen.
Die meisten domestizierten
Primaten seien im 3. Schaltkreis noch unterentwickelt. Es habe keinen Zweck, an
ihre Intelligenz zu appellieren, wenn sie gerade darauf programmiert sind,
Alpha-Männchen zu spielen. Ebenso sei ein Moralist des 4. Schaltkreises oft
unfähig, mit Wissenschaftlern und Technologen zu kommunizieren. Moral sei
wiederum etwas völlig Irrelevantes für die analytischen Geister des 3.
Schaltkreises. Wilsons Zielvorstellung ist eine Gesellschaft von sensiblen
Individuen, die alle 4 Schaltkreise gleich flexibel handhaben.
Bisher seien die
Schaltkreise noch stark typisiert: Narzißtische
(orale) Typen des 1. Schaltkreises lebten in Abhängigkeit, übernähmen keine
Verantwortung und überließen Probleme den anderen. Sei ihre Schwäche aggressiv
statt angepasst, neigten sie zu infantilen Wutausbrüchen und beschuldigten ihre
Umgebung. Emotionale Typen des 2. Schaltkreises agierten durch Anknurren und in
die Flucht schlagen. Rationale Typen
des 3. Schaltkreise versuchten, ihre
Probleme logisch zu beseitigen, und Moralisten des 4. Schaltkreises würden
darüber diskutieren.
C.G. Jung und Wolfgang Pauli
hätten sich mit merkwürdigen Zufällen beschäftigt, die sie „Synchronizitäten“
nannten. Dahinter stehe ein ganzheitliches Prinzip der Natur, das jenseits der
linearen Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft des
Newtonschen Zeitbegriffs operiere. Der Quantenphysiker Pauli zeigte, dass
subatomare Vorgänge auf Akausalität bzw.
Ganzheitlichkeit basierten. Jung hatte beobachtet, dass solche Synchronizitäten meist dann auftreten, wenn bestimmte tief sitzende
Strukturen der Psyche aktiviert würden. Er nahm eine psychische Dimension an,
die er unterhalb des kollektiven Unbewussten ansiedelte, wo Geist und Materie
noch eine Einheit bilden. Eine Art Quantenschaum, aus dem Materie, Gestalt und
Bewusstsein gleichermaßen aufsteigen.
Gurdjieff habe die Menschen mit Maschinen verglichen, die sich
ihrer objektiven Umwelt nicht bewusst sind. Vor jedem Krieg könne man voraussagen,
dass Millionen von Männern an der Front getötet würden. Das durchschnittliche
menschliche Bewusstsein sei jedoch mechanischer Natur, so dass die Soldaten
gedankenlos wie Vieh zum Schlachthof marschierten. Gurdjieff
verglich die menschliche Gesellschaft mit einem riesigen Gehirnwäsche-Computer,
der mit Hilfe von semantischen Regeln und Geschlechtsrollen massenhaft soziale
Roboter produziert.
Das Gehirn sei ein elektro-kollidialer Informationsverarbeiter, ein lebendiges
Netzwerk aus über hundert Milliarden Nervenzellen, das mehr Zwischenverbindungen
herstellen könne, als die Gesamtsumme aller Atome im Universum beträgt. Die Art
und Weise, wie man sich und seine Umwelt wahrnimmt, hänge von der Zusammenarbeit
der einzelnen Schaltkreise ab. In einer Gesellschaft übernähmen die Erwachsenen
die Schaltung ihrer Kinder und verpassten ihnen damit eine Gehirnwäsche.
Bei einer Gehirnwäsche
würden die Bio-Überlebensinstinkte des Opfers missbraucht, um Gehorsam zu
erzwingen. Wenn der Überlebensschaltkreis „Gefahr“ signalisiere, höre jede
andere geistige Aktivität auf. Hier existiere das Konzept „Zeit“ nicht mehr. Um
eine neue Prägung zu schaffen, müsse das Opfer in einen Zustand infantiler Hilflosigkeit
versetzt werden, indem man es von allem isoliert, mit dem es verbunden war.
Erzeugung von Angst sei die wirksamste Bewusstseinsveränderungstaktik.
Experimente in
Isolierungstanks hätten gezeigt, dass sich nach anfänglicher Panik bald
Halluzinationen einstellen: Die Probanden sahen Führer, Engel und andere Helfer.
Das gleiche gelte für Leute, die klinisch tot waren und reanimiert wurden.
Dieser Zustand zeige den Zusammenbruch früherer Prägungen an und signalisiere
den Beginn einer neuen Phase von Prägungsempfindlichkeit. Der orale Schaltkreis
brauche eine Mutterfigur, deshalb werde der erste Mensch, der sich um das Opfer
kümmere, zum Mutterersatz. Durch die enge Kopplung des Schaltkreises an die
Ernährung seien alle, die für Essen sorgten, mögliche Bindungsobjekte.
In der zweiten Phase der
Gehirnwäsche würden die emotional - territorialen Prägungen des zweiten
Schaltkreises gebrochen. Hier werde das Ego attackiert und diskriminiert, dazu
diene vor allem das anale Vokabular. Hinzu kämen regelmäßige Dosen echten
Terrors, denn Angst sei der beste Lehrmeister. Auch die Initiationsriten primitiver
Völker operierten damit. In diesem Zustand höchster Prägungsempfindlichkeit
würden den jungen Männern die „Stammesgeheimnisse“ (lokale Realitätstunnel) anvertraut
und unauslöschlich in ihr Bewusstsein eingebrannt.
Die Neuprägung sei gelungen,
wenn das Opfer ehrlich das Wohlwollen seines Herrn sucht, ob Feind, Entführer
oder Priester. Gelegentliche Belohnungen beschleunigten den Prozess, Rückfälle
würden sanktioniert. Jetzt sei auch die Neuprägung des 3. Schaltkreises kein
Problem mehr. Drogen erleichterten den Prozess, aber die neurologischen
Prinzipien reichten auch allein aus, um einen normalen Bürger in einen Soldaten
zu verwandeln. Am Ende sei das Opfer bereit, Frauen und Kinder zu ermorden, wie
die Absolventen einer militärischen Grundausbildung.
Viele Realitätstunnel
enthielten Elemente, die so absurd seien, dass sich ein Unkonditionierter
frage, wie ein Mensch solchen Schwachsinn glauben könne. Doch die Funktion des
domestizierten Primatengehirns bestehe in der Anpassung, woran auch immer.
Verbaler Unsinn, bei dem jedem Rationalisten der Atem stocken würde, erzeuge
Gruppensolidarität. Bei Kontakten mit der Außenwelt entstünde dann ein Gefühl
von Entfremdung und Unbehagen, das in Überlegenheit umfunktioniert werde.
Sekten und Terroristen
prägten auch den sozio-kulturellen Schaltkreis neu,
während Regierungen meist davor zurückschreckten. Da Wilson den 4. Schaltkreis
nur unter dem sexuellen Aspekt sieht, erwähnt er hier die mittelalterlichen
Tempelritter, die ihre Kandidaten zur Sodomie zwangen, die Mau-Maus in Kenia,
die homosexuellen Geschlechtsverkehr als Aufnahmeritual forderten, und die
katholische Kirche mit ihrem Zwang zu Monogamie und Zölibat. Weitere „Opfer“
von Gehirnwäschen seien moslemische Fundamentalisten, Katholiken, Kommunisten,
Nazis, Republikaner, IRA- und PLO-Anhänger.
Die alten, primitiven
Schaltkreise dienten dem biologischen Überleben und orientierten sich am
Mutterobjekt (Narzißsten). Die neueren
emotional-territorialen Zentren dienten der Rudel-Identität und Hierarchie
(Emotionalisten). Der semantische Schaltkreis entwerfe Raster und lokale Realitäten,
die das Individuum imitiere und mit der Wirklichkeit verwechsle
(Rationalisten). Der moralisch-soziale Schaltkreis werde von den ersten
Paarungserfahrungen geprägt und schaffe das Über-Ich (Moralisten).
5. Der ganzheitliche
neurosomatische Schaltkreis sei viel
neuer als die anderen. Er manifestiere sich erst im fortgeschrittenen Alter und
nur bei denen, die ihn aktivierten. Temporäres neurosomatisches
Bewusstsein könne durch Yoga und die Einnahme von Drogen erzielt werden. Sie
lösten Neurotransmitter zur Aktivierung des 5.
Schaltkreises aus und bewirkten Regeneration, Verjüngung, Ekstase, Verzückung
und Seligkeit. Die Phänomene würden in der Psychologie als „psychosomatisch“ bezeichnet,
aber Wilson bevorzugt den Ausdruck „neurosomatisch“.
Die Pranayama-Atmung
z.B. beseitige Depressionen, Verstimmungen und Gefühle des Verlassenseins,
lindere Kummer und Leid, wirke sich positiv auf kleine Gesundheitsprobleme aus
und gelegentlich auch auf große. Hindus behaupteten, dass sie gegen Schmerz
unempfindlich mache. Vor allem schaffe sie jedoch ein neurosomatisches
Hochgefühl, eine sensorische Bereicherung, sinnliche Wonne und Lust.
Gelegentlich würden auch
negative Wirkungen registriert: schmerzhafte sensorische Wahrnehmungen (grelles
Licht, schrille Töne), Unbehagen, Alpräume und Angst. Solche schizoiden Phasen
könnten jedoch überwunden werden. Dem harten Einstieg in den Schaltkreis 5
durch Chemikalisierung folge nach erfolgreicher
Neuprägung immer die ekstatische Verzückung. Manche hätten Glück und sprängen
gleich mitten hinein in die Wonne, ohne den Schrecken durchstehen zu müssen.
Die Heiligenlegenden seien
voller Begebenheiten, die durchschnittlichen Schaltkreis-4-Menschen wie Wunder
erscheinen müssten. Personen mit einem neurosomatischen Flow
hätten eine hohe bio-energetische Ausstrahlung, die von anderen als ansteckende
Stimulans und emotionale Schwingung erlebt werde und deren Neurotransmitter
aktivieren könne.
Die meisten Leute hätten zu
viel Schaltkreis-1-Angst, gepaart mit Schaltkreis-2-Kampfeslust. Sie kämpften
buchstäblich, um zu überleben. Tiere dagegen spielten viel öfter und lösten
Überlebensprobleme nur dann, wenn sie müssten. Der Kontakt zu einer Person des
5. Schaltkreises könne als Katalysator wirken und Kranken zu einer
neurosomatischen Heilung verhelfen. Viele erkennten dann ihre eigene Roboterisierung und versuchten, das neurosomatische Know-How weiter zu verbreiten.
Der 5. Schaltkreis sei nicht
linear oder sukzessiv, sondern in Gestalt denkend. Er werde mit Intuition
assoziiert, das sei eine Art zu denken, die sich zwischen Einzelinformationen
bewege und gleichzeitig spüre, zu welchem Gesamtbereich die Daten gehören
müssen. Musik rege diese Funktion an; große Musiker könnten kohärente
Strukturen zwischen dem Gestalten des 5. Schaltkreises und dem logischen Denken
des 3. Schaltkreises im inspirierten Symbolismus der Musik verschlüsseln.
Der neurosomatische
Schaltkreis sei vor ca. 30.000 Jahren aufgetaucht, wie Barbara Honeggers
Analyse europäischer Höhlenmalerei gezeigt habe. Diese Malereien dienten
magischen Zwecken, sie erinnerten an bis heute überlieferte schamanische und
Yoga-Praktiken und seien geeignet, die rechte Hirnrinde zu stimulieren. Der 5.
Schaltkreis sei neurologisch an das Randsystem des 1. Schaltkreises und die Genitalien
gekoppelt. Diese neuronale Verbindung erkläre die sog. Kundalini-Energie,
die auch durch sexuelle Praktiken wie Tantra erzeugt
werden könne.
In der Anthropologie sei
kein Stamm bekannt, der nicht mindestens einen Schamanen (neurosomatischen
Techniker) hatte. Massive Ausbrüche von neurosomatischem Bewusstsein (Wunder,
Verzückungen) seien in allen historischen Perioden aufgetreten und gerade im
Christentum häufig beschrieben worden. Es habe schnell über andere, weniger
spektakuläre Systeme zur Öffnung des 5. Schaltkreises triumphiert.
Probleme des 4.
Schaltkreises äußerten sich in Form von Schuldgefühlen: Ich sollte eigentlich
... Probleme des 3. Schaltkreises manifestierten sich als Verwirrung: Ich
verstehe nicht, wieso ... Probleme des 2. Schaltkreises mündeten in
Kraftmeierei oder Feigheit: Ich werde es ihnen schon zeigen ... Probleme des 1.
Schaltkreises offenbarten sich als körperliche Symptome: Ich bin wie gelähmt.
Das neurosomatische Bewusstsein des 5. Schaltkreises beseitige schlagartig all
diese Probleme.
Das Verschwinden
körperlicher Krankheiten (Schaltkreis1) erscheine uns wunderbarer als die
Transzendenz der emotionalen Ich-Bezogenheit (Schaltkreis2), der Verwirrung
(Schaltkreis 3) oder der Schuldgefühle (Schaltkreis 4). Doch sei es nur unsere
dualistische Auffassung von Körper und Geist, die uns suggeriere, körperliche
Heilungen wären geheimnisvoller als die rasche Besserung der anderen Schaltkreisprobleme.
Roboterisierte Rationalisten fürchteten die Verzückung des 5.
Schaltkreises und weigerten sich, ihre ganzheitlich-intuitiven Kräfte
anzuerkennen. Roboterisierte Gefühlsmenschen lehnten
die Vernunft des dritten Schaltkreises ab. Darum sei es nicht leicht für
Schaltkreis-5-Individuen, ihnen ihre Verzückung und das Gefühl der Einheit mit
dem Universum zu beschreiben. Das Feedback des neurosomatischen Schaltkreises
bewirke ein Talent, alle Erfahrungen als gut und glücklich zu erleben.
Man könne nur Gutes tun,
wenn man sich selbst gut fühle. Die aufflammenden Nächstenliebe des 5.
Schaltkreises sei eine evolutionäre Mutation, die uns auf eine komplexe
neuro-soziale Ebene vorbereite. Krankheit basiere auf Angst, und ihr Heilmittel
sei Liebe oder das neurosomatische Bewusstsein. Wer seine rechte Hirnhälfte
aktiviert habe, gewänne die Kontrolle der Seele über die Sinne und könne als Transmitter neurosomatischer Heilungsprozesse fungieren.
Oft öffne sich der 5. Schaltkreis auch spontan nach langer Krankheit und
gewähre Visionen von übermenschlichen Zuständen jenseits von Gefühlen und Schmerzen.
Im Osten sei die
Beherrschung des 5. Schaltreises als „Zen“ bekannt. Die alten Griechen
aktivierten den neurosomatischen Schaltkreis bei ihren jährlichen Ritualen in Eleusis mit psychedelischen Drogen. Im Christentum werde er
durch den Mythos der Auferstehung des Körpers symbolisiert. Freud nannte ihn
eine „ozeanische Erfahrung“, Gurdjieff sprach vom
„Magnetischen Zentrum“, Ezra Pound beschrieb ihn als
„Paradies“.
Für Yoga-Adepten könne das
neurosomatische Bewusstsein ein Dauerzustand sein, erfordere aber ständige Übung,
die richtigen Gene und eine günstige Umwelt. Der Entwicklungsprozess von alten
säugetierischen Schaltkreisen zum neurosomatischen Frieden sei schmerzhaft und
langsam. Der Fortschritt von Primaten-Emotionen zu posthominider
heiterer Gelassenheit, vom Menschen zum Übermenschen, sei jedoch der sog.
„nächste Schritt“, den Mystiker und Evolutionsbiologen erwarten.
6. Der kollektive
neurogenetische Schaltkreis springe
an, wenn der Körper lernt, Signale vom Gehirn zu empfangen. Körperzellen und Neuronen
würden durch einen Code im DNS-Molekül gesteuert und folgten beide den Vorgaben
des Masterplans. Von dort kämen die Signale an den Organismus (bilde blonde
Haare, blaue Augen, fange an zu laufen, suche einen Partner usw.), aber auch an
die Hard- und Software des Gehirns. Mit der Öffnung des 6. Schaltkreises
beginne der DNS-Dialog, das neurogenetische Feedback zwischen Körper- und
Gehirnzellen.
Bei neurogenetischem
Bewusstsein würden die DNS-Speicher auf dem inneren Bildschirm im Wachzustand
sichtbar. Im Traumschlaf seien sie als „Jung’sche Archetypen aus dem
kollektiven Unbewussten“ schon lange verfügbar gewesen. Seit sich vor ein paar
tausend Jahren das neurogenetische Bewusstsein in uns Menschen etablierte,
hätten seine Adepten (Hindus und Sufis) von „Re-Inkarnationen“, „Erinnerungen
an frühere Leben“ und „Unsterblichkeit“ gesprochen. Sie hätten die Evolution
lange vor Darwin und Übermenschen vor Nietzsche vorausgesagt.
Griechen nannten es die
„Vision des Pan“, Chinesen das „große Tao“, Hindus das „Atman-Bewusstsein“.
Die Götter, Göttinnen und Dämonen aus dem Anfangsstadium dieses
Erwachungsprozesses seien Jungs Archetypen des kollektiven Unbewussten. Aborigenes nennten sie „Besucher aus der Traumzeit“, Hexen
„die von Sidde“. Moderne Metaphern für diesen Schaltkreis
seien „das wahre emotionale Zentrum“ (Gurdjieff),
„das phylogenetische Unbewusste“ (Grof), „die Gaia-Hypothese“ (Margulis). Auch
Beschreibungen von Nahtod-Erfahrungen schilderten den neurogenetischen
Realitätstunnel des 6. Schaltkreises.
Yoga könne neurogenetische
Prägungen ebenso fördern wie LSD. Das genetische Archiv werde durch antihistonische Proteine aktiviert und gewähre Einblicke in
die DNS-Erinnerung, von der Dämmerung des ersten Lebens bis zu den Bauplänen zukünftiger
Entwicklung. Dieser archetypische Schaltkreis stecke voller Synchronizitäten
(nach Jung), d.h. bedeutungsvollen Zufällen, die in der „psychoiden Ebene“ verwurzelt
seien, also unterhalb des persönlichen und kollektiven Unbewussten, wo Geist
und Materie noch eine Einheit bilden.
Beim genetischen Schaltkreis
gehe es um das Überleben der genetischen Erinnerung quer durch die Zeit, die
durch den Mythos der Auferstehung symbolisiert werde. Die Erde gebe in anderer
Form immer wieder zurück, was sie genommen hat, das sei der Kreislauf des
Lebens. Der Same und das Ei enthielten zelluläre Weisheit, der genetische Code
vermittle über Äonen hinweg Signale. Wir seien nur Roboter, die die DNS entworfen
habe, um noch mehr DNS zu produzieren.
Für ein Individuum seien die
Einschnitte in der Kette von Leben und Tod real und schmerzlich, aber die
größere Realität sei in der übergangslosen Einheit von TodLebenTodLeben
für die weise Ei-Samen-Verbindung enthalten. Der neurogenetische Schaltkreis
sitze in der vorderen rechten Gehirnhälfte und sei jünger als der neurosomatische.
Er ermögliche einen Austausch mit den evolutionären Architekten DNS und
Nukleinsäure. Teilhard de Chardin sei ein
Wissenschaftler, dessen evolutionäres Konzept durch eine Erfahrung mit dem 6.
Schaltkreis verfeinert wurde.
Wie jedes Individuum könne
auch ein Gen-Pool Fehler machen, aber weniger häufig. Gen-Pools hätten eine
tausendfach höhere Lebensdauer als ein Individuum und seien intelligenter, weil
sie aus der Information vieler Millionen Individuen bestünden. Die Spezies sei
noch intelligenter und existiere millionenfach länger als jedes Individuum. Die
Biosphäre schließlich (Gaia, das DNS-Skript), sei
noch intelligenter. Sie gewinne seit vier Milliarden Jahren an Intelligenz und
stehe kurz vor der Unsterblichkeit. Mit Hilfe des 6. Schaltkreises bereite sie
sich darauf vor, diesen Planeten zu verlassen und sich im ganzen Universum
auszubreiten.
Gaia sei der Lebensgeist, der sich seiner selbst bewusst
werde, seiner Kraft und Fähigkeit zu grenzenloser Weiterentwicklung. Normalerweise
löse die Beschäftigung mit solchen Themen Synchronizitäten
aus: Die rechte Hemisphäre (6. Schaltkreis) bewege uns in Zeit und Raum
dorthin, wo sich diese Synchronizität ereignen wird,
während die linke Hirnhälfte logische Erklärungen dafür erfinde. Synchronizität sei die Sprache, mittels derer die rechte
Hirnhälfte der linken Botschaften übermittle.
Wir alle seien in den
Realitätstunneln gefangen, die unser eigenes Gehirn hervorgebracht habe. Doch
empfänden wir die Welt nicht als ein von uns geschaffenes Modell, sondern
hielten sie für objektiv und von uns getrennt. Wir besäßen verschiedene
genetisch programmierte Netze, Prägungen, Konditionierungen und Lernerfahrungen.
Deshalb gebe es so viele kommunikative Missverständnisse. „Ich sage Miau, er antwortet
Wuff, und wir sind beide überzeugt, dass der andere
eine Schraube locker hat.“ Letztlich gehe es immer darum, ob sich Phänomene
innerhalb des Betrachters oder außen in der sogenannten Objektivität befinden.
Korzybski habe davor gewarnt, logisch zu trennen, was
existenziell nie getrennt war. Dadurch flössen entscheidende Trugschlüsse in
unser Denken ein. So habe die verbale Trennung von Raum und Zeit in der Physik
Probleme, Paradoxien und Widersprüche hervorgerufen, bis Einstein darauf
hinwies, dass man das Raum-Zeit-Kontinuum nie getrennt voneinander erfahren
könne. Der Prozess, mit dessen Hilfe aus einem chaotischen Wirbel von
Atomenergie ein ganz normaler Küchenstuhl werde, sei ebenso real wie unsere
inneren Einstellungen.
7. Der metaprogrammierende Schaltkreis sei ein Prozess innerer Unendlichkeit. Im Geistigen
sei das, was man für wahr halte, real. Äußere Grenzen seien nur Glaubenssätze,
die es zu transzendieren gelte. Im Geistigen gebe es
keine Grenzen; der Geist und sein Inhalt seien funktional identisch. Es gebe
keinen Unterschied zwischen Ich und Erfahrung. Wer über sich selbst nachdenke,
sei er selbst. Wer über einen anderen nachdenke, sei der andere. Denke man über
Gott nach, sei man Gott.
Der metaprogrammierende
Schaltkreis werde im Gnostizismus als Seele, in China als Nicht-Geist, im
Buddhismus als weißes Licht der Leere und bei Gurdjieff
als wahres intellektuelles Zentrum bezeichnet. Er repräsentiere einen Geist,
der sich seiner selbst bewusst wird. Wie ein Künstler sich in sein Bild integriert,
während er sich gerade in das Bild integriert usw., wisse auch der Spiegel im
Zen, dass er unendlich viele Reflektionen wiedergeben könne, indem er seine
Perspektive ändere.
Das
Metaprogrammierungs-Bewusstsein könne durch viele Tricks und Spielchen aktiviert
werden. Im Hinduismus sollten sie dem Lernenden zeigen, dass das Problem seine
eigene Erfindung sei. Wilson vergleicht den 7. Schaltkreis mit einem
Super-Computer der Zukunft, den man alles fragen könne, indem man einfach nur
daran denkt. Er lese die Gedanken und projiziere die Antwort ins Gehirn.
Allerdings registriere er alle Gehirnfrequenzen. Auf Zweifel reagiere er
negativ und antworte nicht.
Dieser Computer kontrolliere
alle älteren Schaltkreise, und seine Metaprogrammierung lösche alle anders
lautenden Programme der primitiveren Schaltkreise. Man könne ihn mit folgendem
Metaprogramm füttern: Ich kontrolliere meinen Körper. Ich kontrolliere meine
Phantasie. Ich kontrolliere meine Zukunft. Mein Kopf schwirrt vor Schönheit und
Macht. Ich mag die Menschen, und die Menschen mögen mich.
Aber falls man daran
zweifle, reagiere er nicht. Deshalb solle man mit Fragen beginnen, an die man
fest glaubt, und sie in dem Maß ausdehnen, wie die Resultate zu weiteren
Transformationen des vergangenen Realitätstunnels ermutigen. So wie die
emotionalen Zwänge des 2. Schaltkreises vor dem neurosomatischen Bewusstsein
primitiv, mechanisch und absurd erschienen, seien auch die Realitätsraster des
3. Schaltkreises für Meta-Programmierer komisch und relativistisch.
Wenn wir annähmen, dass
etwas da sei, dann sei es das keineswegs. Die semantischen Raster des 3.
Schaltkreises seien nicht die Territorien, für die sie stünden, und wir
produzierten immer neue Revisionen unserer Korrekturen, Meta-Ichs und Ichs.
Yogis, Mathematiker und Musiker schienen meta-programmierendes
Denken leichter zu entwickeln als der Rest der Menschheit, sagt Wilson. Sie
seien in der Lage, ihren Geist als Geist zu denken, der ihren Geist betrachtet,
und gleichzeitig den betrachtenden Geist beim Betrachten des Geistes usw.
Angesichts des Universums
fühlten wir uns zwar unbedeutend, aber das betreffe nur die Körper. Unsere
Köpfe dagegen enthielten das gesamte Universum durch den Akt des Verstehens.
Der 7. Schaltkreis sei in der Evolution der jüngste und habe seinen Sitz in den
vorderen Stirnlappen. Eine hinduistische Übung bestehe darin, an dieser Stelle
das Bewusstsein zu aktivieren und festzuhalten, für Stunden, Tage und Jahre,
bis der Metaprogrammierer erwache und das Individuum unendliche Realitäten
wahrnehme statt der statischen Zellenrealität, in der es gefangen war.
Gnostiker nannten den metaprogrammierenden Schaltkreis Seele und empfanden ihn
als vom Ich getrennt, das als unveränderlich galt. Dagegen behauptet Wilson,
man sei immer nur das Ich, dessen Schaltkreis im Moment gerade arbeite. Das Ich
pendle zwischen den verschiedenen Prägungen der Schaltkreise hin und her, je
nachdem ob man bedroht werde (Schaltkreis 1), verliebt sei (Schaltkreis 4) oder
über sich selbst reflektiere (Schaltkreis 7). Die Seele des 7. Schaltkreises
repräsentiere die Leere oder Nicht-Form und spiele daher alle Rollen: orale
Abhängigkeit, emotionale Tyrannei, cooler Rationalismus, romantische
Verführung, neurosomatische Heilung oder neurogenetische Vision, ohne etwas
davon zu sein. Sie sei plastisch, die kreative Leere der Taoisten.
Geist sei ein Instrument,
das das Universum erfunden habe, um sich selbst betrachten zu können. Hofstadter habe das Bewusstsein vom Bewusstsein (7.
Schaltkreis) „seltsame Schleifen“ genannt. Wir sähen uns dort mit der
Unendlichkeit konfrontiert, wo wir sie am wenigsten vermutet hätten: in unserem
einsamen Ich, dem metaprogrammierenden Spiegelsaal.
Als Schrödinger gezeigt hatte, dass Quantenereignisse
aus der Newton’schen „Objektivität“ herausfallen, sei der Physik nichts anderes
übrig geblieben, als sich mit Linguistik und Psychologie zu verbinden.
Die Gleichungen der
Mathematik beschrieben das Universum nicht wirklich. Sie beschrieben nur den
geistigen Prozess, den wir aktivieren müssten, um das Universum beschreiben zu
können. Das Kopenhagener Quantenmodell nach Niels Bohr sei nur eine
psychologische Interpretation. Jede Erfahrung, die uns aus der „seltsamen
Schleife“ heraushole, stürze uns unweigerlich in eine zweite usw. bis in alle
Ewigkeit. In der Selbstreflektion gehe das
Bewusstsein immer wieder einen Schritt zurück. Hindus nennten das den heiligen
Tanz.
Wenn das Gehirn seine
Programme selbst produziere, existiere das gesamte Universum im Kopf. Es sei
aber nicht leicht, es dort festzuhalten, weil man immer wieder in die
Vorstellung zurück falle, es befände sich außerhalb. Bei jeder
Paradigmen-Verschiebung erneuerten wir die Welt, ob durch Kopernikanische,
Darwinsche, Relativitäts- oder Quantenrevolution. Alles was wir wüssten und wahrnähmen
bestünde nur aus Gedanken. Unser Realitätstunnel könne entweder durch Zufall
und Umwelt oder durch uns selbst bestimmt sein. Die heutige Geschwindigkeit der
Evolution zwinge uns, die Verantwortung für die Realität zu übernehmen.
Alles was wir sähen, befinde
sich nur in unserem Kopf. Wir wüssten nur das, was vom Gehirn registriert
werde. Das Gehirn verarbeite Milliarden von Wahrnehmungsdaten, es korrigiere,
organisiere, etikettiere und klassifiziere sie entsprechend unserem
neurologischen System. Dieses System variiere von Gesellschaft zu Gesellschaft.
Es sei ein neurologischer Relativismus: „Der Narr sieht nicht den selben Baum
wie der Weise.“ (In der Philosophie unterscheidet man die Was-Frage von der
Wie-Frage. Dass der Baum da ist, ist klar. Wie wir ihn sehen,
nicht.)
Das Gehirn ordne alle
Wahrnehmungsdaten in „innen“ und „außen“. Inhalt und Geist seien jedoch
identisch, wie wir in der Meditation und unter Drogeneinfluss erkennen könnten.
Die Einteilung in Ich und Nicht-Ich könne deshalb aufgegeben werden: „Wenn ich
und meine Welt völlig verschmelzen, verändere ich mich.“ Meine gegenwärtige
Realität in diesem Zimmer sei eine von unendlichen Möglichkeiten, für die ich
mich entschieden und die ich dadurch manifestiert hätte. Selbst meine im Gehirn
gespeicherte Lebensgeschichte sei von mir selektiert worden. Wer ich bin, sei
eine Schöpfung, die mein Gehirn konstruiert habe.
Natürlich hätte ich das
Universum außer mir nicht geschaffen. Deshalb könne ich es auch nicht erkennen.
Was ich für die Welt draußen hielte, sei nur Teil meines Gehirns, das ein
Modell entwickelt habe. Wenn wir der Welt ohne eigene Vorstellungen von ihr
gegenüber stünden, sähen wir nur ein Gewirr, eine formlose Leere, die existierte,
ehe Gott (Intellekt) begann, das Universum (ein System) zu schaffen. Wenn wir
unser eigenes Universum schafften, zeichneten wir einen Umriss im Chaos.
Unser offizieller
Realitätstunnel sei nur ein durchschnittlicher Konsens, nicht die Wirklichkeit.
Da Kommunikation nur unter Gleichen möglich sei, müsse man darauf achten, dass
die eigenen Rückschlüsse mit dem Realitätstunnel der anderen übereinstimmen,
das sei lebensnotwendig. Der Status innerhalb des Rudels, die Sicherheit und
der Arbeitsplatz hingen davon ab. Es sei viel weniger wichtig, ob die Wahrnehmung
mit objektiven Tatsachen übereinstimme.
Kognitive Dissonanz
entstehe, wenn die eigene Realität vom offiziellen Realitätstunnel abweiche. Zu
Zeiten der Hexenverbrennungen sei es gefährlich gewesen, nicht überall Hexen zu
sehen, sondern die Wirklichkeit (tolle Einstellung!). Das habe zu einer
Allwissenheits-Last der Alphamännchen an der Spitze der Pyramide geführt. Alles,
was bei den unteren Massen verboten sei, werde von der Machtelite gefordert.
Sie müsse für die ganze Pyramide sehen, hören, denken und werten.
Man werde aber dem, der das
Gewehr bzw. die Macht besitze, immer nur das sagen, was man ihm zumuten kann,
ohne dass er gleich losballert. So stehe eine Elite mit der Last der
Allwissenheit einer Horde von Untergebenen mit der Last des Nichtwissens
gegenüber und bekomme nur das Feedback, das mit ihren eigenen Vorurteilen und
Realitätstunneln übereinstimme. Ihre Last der Allwissenheit verwandle sich in eine
Last der Unwissenheit. Wenn jemand wirklich etwas weiß, versuche er die Tatsache
sorgfältig zu verbergen. Immer mehr sensorische Erfahrung werde unaussprechlich.
Watzlawick habe gezeigt, dass das, was objektiv unterdrückt
werde (das Unaussprechliche), nach kurzer Zeit auch subjektiv unterdrückt werde
(das Undenkbare). Man höre auf, die Unterschiede zwischen den existenziellen
Tatsachen und der offiziellen Tunnelrealität zu bemerken. Letztlich sei das
Streben nach nationaler Sicherheit der Hauptgrund für nationale Unsicherheit
und ein potenter Anti-Intelligenz-Mechanismus.
Geheimhaltung sei das Hauptverbrechen
gegen die Liebe. Der Sinn des Lebens liege doch gerade in der
Wissensverschmelzung. Kommunikation sei Liebe. Geheimhaltung, Horten und
Zurückhalten von Signalen, das Licht verbergen, sei aus Scham und Angst
motiviert. Die UdSSR habe damit einen Punkt erreicht, an dem die Alpha-Männchen
sich vor Dichtern und Malern fürchteten.
Die Geheimpolizei
unterdrücke echte Signale (Informationen) und verbreite falsche Signale
(erfundene Informationen). Vielleicht gebe es wirklich schwarze Löcher, in denen
Zeit und Raum implodieren, vielleicht wurden sie aber auch nur erfunden, um
russische Wissenschaftler zu verwirren. Vielleicht wüssten nur die
Alpha-Männchen an der Spitze der Nationalen Sicherheitspyramide alle Antworten
auf diese Fragen, vielleicht würden sie aber auch von bestimmten Untergebenen
getäuscht, so wie man Lyndon B. Johnson über den Vietnamkrieg getäuscht habe.
Die neurosomatische Logik
der Desinformationspolitik sei die Logik der Schizophrenie. Die Bücher von
Wilhelm Reich seien auf Befehl der Regierung in einem New Yorker
Verbrennungsofen vernichtet worden. Timothy Leary sei zu 38 Jahren Gefängnis
verurteilt worden, weil er abweichlerische Ideen über chemische Neurotransmitter und die Neuprägung des Nervensystems
verbreitet habe. Die Geheimpolizei schaffe den Kontext für die Rückbesinnung
auf die Mechanismen der Inquisition.
Toffler habe das 3-Wellen-Modell der menschlichen Geschichte
entwickelt: Die erste Welle brauchte Millionen von Jahren, um die Menschen vom
Stammesleben (jagende und sammelnde Primaten) in eine
landwirtschaftlich-feudale Zivilisation zu transformieren. Die zweite Welle
verwandelte innerhalb weniger Jahrhunderte das Gros der Menschheit von
Dorfgemeinschaften in urbane und industrielle Marktwirtschaftsgesellschaften.
Die dritte Welle werde innerhalb weniger Jahrzehnte eine Informationsexplosion
auslösen und in eine post-industrielle Ökonomie münden. Jede Welle sei zehnmal
so schnell wie die vorangegangene.
Nach Ilya Prigogine existiere jedes System in einer Spannung zwischen
Chaos und Information. Je komplexer das System, umso größer seine Instabilität.
Es pendle ständig zwischen Selbstzerstörung und Reorganisation, letztere dann
aber auf einer höheren Informationsebene. Insektengesellschaften seien sehr
stabil und hätten sich nach vielen Millionen Jahren kaum weiterentwickelt.
Menschliche Gesellschaften seien sehr instabil und befänden sich in einem
Zustand permanenter Evolution. Sie tendierten eher zu höherer Kohärenz als zur
Zerstörung. Scheinbare Symptome eines Zusammenbruchs seien in Wirklichkeit die
Vorboten eines Durchbruchs. Die Menschheit scheine zum Erfolg verdammt zu sein.
Vor 6 Milliarden Jahren
verdichteten sich die Sonne und ihre Planeten aus einer Wolke von galaktischem
Staub. Vor 4 Milliarden Jahren entstanden die ersten Formen einzelligen Lebens
als Anzeichen für das Bio-Überlebensbewusstsein des 1. Schaltkreises. Vor 500
Millionen Jahren entwickelten sich Wirbeltiere mit dem emotional-territorialem
Schaltkreis 2. Erste Anzeichen von Intelligenz (Schaltkreis 3) gab es vor ca.
100 Tausend Jahren. Das moralische Bewusstsein des Schaltkreises 4 sei etwa 30
Tausend Jahre alt.
Die Schaltkreise 5 bis 8
entstünden innerhalb unserer historischen Zeitrechnung. Verdichteten wir das
gesamte evolutionäre Szenario zu einem 24-Stunden-Tag, tauche das Leben erst
kurz vor Mitternacht auf und die gesamte menschliche Geschichte schrumpfe auf
die letzte Hälfte der letzten Sekunde. Auch ohne Auswanderung ins All erwarte
man für die irdische Biosphäre noch eine Lebenssauer von 10 bis 15 Milliarden
Jahren. Danach wäre es jetzt etwa acht Uhr morgens.
Bisher habe sich das Leben
nahezu unbewusst abgespielt, auf Autopilot gestellt. Erst seit ca. 1 Million
Jahren tauche erwachendes Bewusstsein auf. Das Universum sei so angelegt, dass
es zur Selbstbetrachtung fähig werde. Mit der Etablierung der neurosomatischen,
neurogenetischen und metaprogrammierenden
Schaltkreise entwickle das Universum die Kompetenz, sich immer umfassender zu
betrachten und sich zu entscheiden, wohin es sich entwickeln will.
8. Der nicht-örtliche
Quantenschaltkreis beziehe sich auf
Erfahrungen außerhalb des Körpers. Die Parapsychologie habe entdeckt, dass das
Bewusstsein den Grenzen des Nervensystems scheinbar völlig entfliehen kann.
Bisher würden außerkörperliche Erfahrungen bewirkt durch fortgeschrittene
Yoga-Praxis, starke Dosen von LSD und Todesnähe mit anschließender Reanimation.
In der Literatur würde oft
geschildert, wie Menschen den Tod eines nahen Verwandten „gesehen“ hätten.
Manche sähen darin eine Synchronizität nach C.G.
Jung, andere hielten es für puren Zufall oder erklärten es über einen
„Astralkörper“, der den physischen Körper verlasse. Die Wissenschaft bezeichne
es als „außersinnliche Wahrnehmung“, doch das sei eine Schaltkreis-3-Erklärung
für eine Schaltkreis-8-Erfahrung. Wilson erklärt das Phänomen mit Hilfe der
Quantentheorie.
Das Bell-Theorem besage,
dass es keine von einander isolierten Systeme gibt, sondern jedes Teil im
Universum in unmittelbarem Kontakt mit jedem anderen Teil steht (ohne Zeitverzögerung).
Das sei keine physikalische Theorie, sondern mathematisch nachgewiesen. Um
nicht mit der Relativitätstheorie zu kollidieren, müsse angenommen werden, dass
diese Kommunikation keine Energie verbraucht. Viele Physiker glaubten, dass
das, was das ganze System zusammenhält, Bewusstsein ist.
Das Medium der Bell’schen
Übermittlungen sei Information. Sie erfordere keine Energie. Sarfatti vergleiche das ganze Universum mit einem riesigen
Computer, der aus unzähligen Mini-Computern bestehe, die unsere Gehirne
darstellen. Im Sub-Quantenbereich liege die von David Bohm postulierte
„verborgene Variable“, die den Megakosmos mit dem Quantenkosmos verbinde und
die Hardware darstelle. Jedes ihrer Teile befinde sich in Raum und Zeit, hier
und jetzt. Die Information sei nicht örtlich oder lokalisierbar, sie sei hier,
da, überall, jetzt, damals und immerfort.
Schamanen- und
Yoga-Bewusstsein könnten sich offenbar ausdehnen, um als kleinste Einheit mit
dem kosmischen Geist zu verschmelzen. Das Gehirn sei dann auf das
nicht-örtliche Informationssystem eingestellt, repräsentiert durch den 8. „metaphysischen“
Schaltkreis. Dieser Zustand entspreche dem, was Mystiker als „Vereinigung mit
Gott“ bezeichnet hätten. Die vielfältigen Schaltkreis-8-Bedeutungen umspannten
alles Bewusstsein, vom primitiven Überleben bis zu kosmischer Verschmelzung.
Yoga bestehe aus 7 Stufen:
1. Asana sei der Versuch, den
Bio-Überlebensschaltkreis zu stabilisieren, indem man ihn mit Eintönigkeit
besänftige, bis man „inneren Frieden“ erlange und das Verschwinden aller
Überlebensangst. 2. Pranayama sei eine Atemtechnik,
die beruhigend und ausgleichend wirke bei den emotionalen Programmen des 2.
Schaltkreises. 3. Beim Mantra konzentriere man sich
auf ein bestimmtes Bild, um den inneren Monolog des 3. Schaltkreises auszuschalten.
4. Das Ziel des Yama bestehe darin, alles Interesse an den sozialen Aspekten
des 4. Schaltkreises aufzulösen. Es beruhe entweder auf Askese oder
andererseits auf dem Tantra, einer sexuellen Methode,
die unmittelbar in das neurosomatische Verzücken des 5. Schaltkreises führe.
Wer lieber schrittweise vorgehe, könne sich auch isolieren und in Höhlen
zurückziehen, um damit alle 4 Schaltkreise gleichzeitig auszubleichen. 5. Niyama sei eine Methode, die gesamte Energie, die den ersten
4 Schaltkreisen entzogen wurde, im 5. Schaltkreis explodieren zu lassen.
6. Dhyana
sei die Vereinigung mit einem Objekt und ziele auf die funktionale Identität
von Geist und Inhalt. Es bewirke die Öffnung des metaprogrammierenden
Schaltkreises. 7. Samadhi heiße Vereinigung und öffne
den neurogenetischen Schaltkreis. Hier würden göttliche Archetypen aus dem
genetischen Archiv geprägt. 8. Darüber hinaus sei es möglich, den 8.
Schaltkreis zu prägen und eine Verschmelzung nicht nur mit allen lebenden Wesen
und den Archetypen des DNS-Mutterprogramms, sondern auch mit dem anorganischen
Universum zu erreichen. Dann wäre der Pantheismus erreicht, der besage: Gott
ist in der Materie.
Millionen von Menschen seien
von dummen Anführern aus den dümmsten Gründen abgeschlachtet worden. Die
bizarren, zufällig geprägten Realitätstunnel, die das ermöglichten, regierten
und roboterisierten uns noch heute. Noch sei Dummheit
nicht beschränkt auf eine bestimmte Gruppe, wie etwa das Priestertum. Auch
Gelehrte brauchten mindestens eine Generation, um wissenschaftliche Neuerungen
zu akzeptieren. Eine Revolution sei aber erst dann perfekt, wenn die nächste
Generation sich von den alten Prägungen befeie und das Neue etabliert habe.
Besonders Politik,
Wirtschaft und Religion seien von Dummheit durchsetzt. Zeitliche Verzögerungen
von Jahrtausenden seien hier völlig normal. Die Dummheit habe mehr Genies
umgebracht und den Fortschritt nachdrücklicher verzögert als jede andere Kraft.
Es seien mehr Menschen an Dummheit gestorben als an anderen Krankheiten.
Intelligenz sei die Fähigkeit, Informationen zu empfangen, zu entschlüsseln und
weiterzuvermitteln. Dummheit unterbreche diesen Prozess. Ideologien blockierten
den Empfang, mechanische Realitätstunnel blockierten das Dekodieren, und Zensur
blockiere den Informationsaustausch.
Apokalyptische Szenarios
bedrohten uns heute. Würde die Dummheit reduziert, gäben wir weniger Geld aus
für großangelegte Absurditäten wie das Wettrüsten, und mehr für
lebenserhaltende Projekte. Der Zweck der Bewusstseinsforschung liege auch
darin, die Gewalt in der Welt zu mindern. Wir brauchen mehr Meditation und
weniger Munition. Die säugetierischen politischen Spielchen des 2.
Schaltkreises seien seit Millionen von Jahren überholt.
Auch Drogen ermöglichten den
Intelligenten von uns die Öffnung weiterer Realitätstunnel, sie erleichterten
neue Programmierungen, vergrößerten die neurologische Freiheit und erweiterten
die Sensibilität für Signale. Leider würden sie oft von Dummen missbraucht. Das
Potenzial für eine neurologische Revolution und planetarische
Intelligenzsteigerung sei jedem einsichtig, der Erfahrungen mit LSD habe. Das
längste Einzelprojekt mit dieser Droge in Maryland habe einen durchschnittlich
zehnprozentigen Anstieg des linearen IQ nachgewiesen, abgesehen von
Metaprogrammierungseffekten und neurogenetischer Erleuchtung.
Alles was chemisch machbar
sei, lasse sich auch anders erreichen, z.B. durch Yoga, Biofeedback, Hypnose
oder Isolierungstanks. Sie könnten uns von irrationaler Sturheit befreien, wenn
wir im metaprogrammierenden Bewusstsein unser
Nervensystem ebenso problemlos einschalten könnten wie den Fernseher. Die
meisten Menschen seien deprimiert, dumm oder erregt, weil es ihnen an
Werkzeugen fehle, mit denen sie die beschädigten Schaltkreise ihres
Nervensystems reparieren könnten.
Intelligenzsteigerung sei
hedonistisch. Je mehr innere Freiheit man erlangt habe, umso mehr wolle man
davon haben und keinesfalls in die dummen, alten und blinden mechanischen
Schaltkreise zurückfallen. Es mache einfach mehr Spaß, glücklich statt traurig
zu sein. Wir sollten lieber unsere Emotionen selbst bestimmen, als mechanischen
Drüsenfunktionen unterworfen zu sein.
Intelligenz lerne von sich
selbst, in der Metaprogrammierung studiere das Gehirn das Gehirn. Dummheit
verursache fast alle Probleme der Menschheit: Lauter schlecht eingestellte
Roboter verstümmelten und töteten sich gegenseitig. Geprägte, konditionierte
oder erlernte Reflexe, die uns einschränken, könnten jedoch verändert werden.
Intelligenz könne Krieg, Armut und Krankheiten beseitigen, das Leben verlängern
und die Auswanderung ins All forcieren, auch wenn diverse Interessengruppen
(Despoten, Kleriker) von der Dummheit profitierten.
Ca. 50 % der menschlichen
Spezies habe den dritten Schaltkreis noch nicht voll entwickelt. Sie tauschten
zwar Symbole aus und gingen mit Werkzeugen um, folgten aber meist ihren
Emotionen und dem vorsäugetierischen Bio-Überlebensschaltkreis. Ronald Reagan
sei ihr Anführer. Typen des dritten Schaltkreises wollten das nicht einsehen,
aber sie zeigten ebenfalls nur simples säugetierisches Herdenverhalten. Die
Geräusche, die Reagan von sich gebe, halte der Rationalist des 3. Schaltkreises
für bedeutungslos, aber für eine territorial-emotional-patriotisch veranlagte
Mehrheit der Primaten seien sie von immenser Bedeutung.
20 % seien
verantwortungsbewusste intelligente Erwachsene mit voll ausgebildetem 3. und 4.
Schaltkreis. Sie empörten sich, weil die vorherrschenden Parameter der
menschlichen Gesellschaft ihnen absurd, unmoralisch und gefährlich erschienen.
Weitere 20 % seien neurosomatische Adepten, auch Mystiker, Wirrköpfe oder Verrückte
genannt. Die meisten von ihnen hätten sich die Kunst des Schweigens angeeignet
und seien einfach unsichtbar. Andere stellten ihr Talent als Heiler zur Verfügung.
Sie strahlten eine positive Energie aus und vermieden alle Konflikte mit
moral-ideologischen Obrigkeiten.
Weitere 5 % hätten
neurogenetisches Bewusstsein erlangt und arbeiteten als Evolutionsagenten
(Entwicklungshelfer). Ihr Gott sei Pan und ihr Ziel die Unsterblichkeit. 3 %
hätten den Metaprogrammierungsschaltkreis gemeistert und bildeten den bewussten
Kern der Menschheit (nach Gurdjieff). Nur 2 % seien
Neuroquanten-Adepten und stünden jenseits aller Raum-Zeit-Kategorien.
Die neueren Schaltkreise
(neurosomatische Verzückung, neurogenetisches Bewusstsein, metaprogrammierende
Realitätsspiele, nicht-lokales kosmisches Bewusstsein) müssten eine Funktion
haben. Wilson vermutet, dass sie uns auf die Kolonialisierung des Weltraums,
Langlebigkeit und Unsterblichkeit vorbereiten sollen. Doch wer die Botschaft
wirklich verstanden habe, werde sich bestimmt noch eine schönere und größere
Zukunft erfinden, als sie hier vorgeschlagen wurde.
1. Primitive Organismen, in
der Säuglingsphase rekapituliert. 2. Wirbeltierkampf, in der Kleinkindheit
rekapituliert. 3. Semantisch-technische Fähigkeiten, in der Schule
rekapituliert. 4. Sozio-sexuelle Domestizität.
5. Neurosomatische Verzückung:
Schwerelosigkeit und Auswanderung ins All präkapitulierend.
6. Neurogenetische Vision: Langlebigkeit und Unsterblichkeit präkapitulierend. 7. Metaprogrammierungs-Geschick:
Intelligenzsteigerung präkapitulierend. 8.
Metaphysiologische kosmische Vision: präkapitulierend
– was?
Birgit
Sonnek
Januar 2009
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